Der letzte Zug von Gun Hill

Schon bevor John Sturges (1910-1992) in den 1960er Jahren die zu Klassiker avancierten Filme „Die glorreichen Sieben“ und „Gesprengte Ketten“ inszenierte, machte er mit Western wie „Verrat in Fort Bravo“, „Das Geheimnis der fünf Gräber“ und „Zwei rechnen ab“ sowie dem Film noir „Stadt in Angst“ und dem Hemingway-Drama „Der alte Mann und das Meer“ auf sich aufmerksam. Ein Jahr vor „Die glorreichen Sieben“ bewies Sturges mit dem packenden und hochkarätig besetzten Western „Der letzte Zug von Gun Hill“ sein Können. 

Inhalt: 

Auf der Heimfahrt nach einem Verwandtenbesuch werden die Indianerin Catherine (Ziva Rodann) und ihr Sohn Petey (Lars Henderson) von zwei gelangweilten Cowboys belästigt, so dass Catherine mit der Kutsche Fahrt aufnimmt und den jungen Burschen zu entkommen versucht. Dabei schlägt sie Rick Belden (Earl Holliman) die Peitsche ins Gesicht. Als sie in einer Kurve die Kontrolle über das Gespann verliert, machen sich Rick und sein Kumpel Lee Smithers (Brian G. Hutton) über die hilflose Frau her, Petey gelingt es, mit den beiden Pferden in die Stadt zu reiten. Als er seinem Vater, Marshal Matt Morgan (Kirk Douglas), von dem Vorfall erzählt, reitet er mit dem Jungen zum Tatort zurück, doch findet er seine Frau bereits tot vor. 
Als er sich den Sattel des Pferdes, auf dem Petey angeritten kam, genauer ansieht, stellt er fest, dass die Initialen C. B. auf seinen alten Freund Craig Belden (Anthony Quinn) verweisen, der in Gun Hill als Rinder-Baron fast die ganze Stadt auf seiner Lohnliste hat. Belden stellt seinen Sohn Rick und Lee wegen der angeblich gestohlenen Pferde zur Rede und trägt ihm auf, ihm sowohl den Sattel als auch den Pferdedieb zu bringen. Matt Morgan nimmt den Zug nach Gun Hill und lernt dabei Linda (Carolyn Jones) kennen, die den Marshal vor einem Besuch bei Belden warnt und sich später als dessen Ex-Geliebte herausstellt. Als Morgan seinem alten Freund, der ihm das Leben gerettet hat, auf seiner Ranch einen Besuch abstattet und ihm von dem Mord an seiner Frau erzählt, ist dieser zunächst erschüttert, doch als die Sprache auf seinen Sohn Rick kommt, versucht Belden, Rick vor der Strafverfolgung zu bewahren. Morgan lässt sich nicht auf Beldens Beschwichtigungsversuche ein und macht sich in der Stadt auf die Suche nach den beiden Tätern, allerdings stößt er weder beim feigen Sheriff Bartlett (Walter Sande) noch in der Bar auf weiterführende Hinweise. 
Als er dennoch Rick in seine Gewalt bringt, verschanzt er sich mit ihm einem Hotelzimmer, wo er sechs Stunden ausharren muss, bis der letzte Zug von Gun Hill abfährt. Währenddessen hat Belden seine Männer rund um das Hotel postiert und setzt alles daran, Morgan nicht mit Rick in den Zug steigen zu lassen … 

Kritik: 

Nach einer Story von Les Crutchfield und dem Drehbuch von James Poe („Die Katze auf dem heißen Blechdach“, „Lilien auf dem Felde“) hat John Sturges mit „Der letzte Zug von Gun Hill“ einen von Beginn an packenden Western inszeniert, bei dem die Sympathien schnell verteilt sind. Eine moralische Grauzone gibt es hier nicht. Dass die Vergewaltigung und Ermordung einer hilflosen Frau, sei sie nun Indianerin oder eine Weiße, nicht ungesühnt bleiben kann, steht als Prämisse über dem weiteren Verlauf der Handlung. Bei der Durchsetzung des Rechts steht der pflichtbewusste Marshal allerdings allein auf weiter Flur. Dass es sich bei dem Opfer um seine Frau handelt, verstärkt die persönliche Note in dem Drama, aber Morgan lässt keinen Zweifel daran, dass er einen Mörder vor Gericht zu bringen hat. 
Die Spannung bezieht sich schließlich ganz auf die Auseinandersetzung mit dem Übergewicht an Leuten, die ihm seinen Job vermiesen wollen. Belden fleht seinen alten Freund zwar an, ihm seinen einzigen Sohn zu lassen, seine Frau hat er bereits vor Jahren verloren, aber er präsentiert sich vor allem als Manipulator, der Menschen aufgrund seiner Machtposition nach Belieben nach seiner Pfeife tanzen lässt. 
Auch wenn die Story nicht immer logisch aufgebaut und alles in allem sehr vorhersehbar ist, psychologisch kaum Tiefe besitzt und etliche Klischees bedient, ist der Film technisch gut umgesetzt, besitzt mit Kirk Douglas („Zwei rechnen ab“, „Spartacus“) und Anthony Quinn („Alexis Sorbas“, „Der Glöckner von Notre Dame“) zwei charismatische Hauptdarsteller und bleibt bis zum Schluss durchaus spannend. An Sturges‘ spätere Meisterwerke kommt „Der letzte Zug von Gun Hill“ jedoch nicht heran.  

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