Südwest nach Sonora
An seine frühen Erfolge in den 1950er Jahren mit Filmen wie „Endstation Sehnsucht“, „Viva Zapata!“, „Julius Caesar“, „Der Wilde“ und „Die Faust im Nacken“ konnte Marlon Brando in den 1960er Jahren nicht mehr anknüpfen. Nachdem er 1961 mit seinem Regiedebüt „Der Besessene“ Paramount ein finanzielles Fiasko beschert hatte, sah sich Brando gezwungen, mit Universal einen Deal über fünf Filme in fünf Jahren abzuschließen. Dazu zählte auch der Spät-Western „Südwest nach Sonora“, der das Hollywood-Debüt des kanadischen Regisseurs Sidney J. Furie bedeutete.
Inhalt:
Nach bewegten Jahren, in denen Matt Fletcher (Marlon Brando) im Krieg gekämpft und sich mit allerlei Frauen vergnügt hat, kehrt er in die mexikanische Grenzstadt Ojo Prieto zurück, wo er in einer Kirche zunächst seine Sünden beichten will, um dann ein geruhsames Leben als Pferdezüchter auf seiner Ranch zu führen. Doch bevor er den Beichtstuhl betritt, begegnet er der schönen Trini Medena (Anjanette Comer), die ihrem Mann Chuy (John Saxon) gegenüber behauptet, von dem dreckigen Gringo in der Kirche belästigt worden zu sein. Während sich der Bandenführer Matt vorknöpft, will Trini auf Matts Appaloosa fliehen, doch bringen Medenas Männer sowohl die Frau als das Pferd zurück. Um sein Gesicht zu wahren, will Medena dem Gringo das Pferd abkaufen, doch gibt Fletcher dem Bandenführer deutlich zu verstehen, dass sein Pferd nicht zu verkaufen sei. Zurück auf seiner Ranch erzählt er seinem Freund Paco (Rafael Campos) und dessen kinderreichen Familie, dass er mit ihnen zusammen eine Pferdezucht aufbauen will. Als Paco und Matt dieses Ereignis begießen, stehlen Chuy und seine rechte Hand Lazaro (Emilio Fernández) den Appaloosa und treiben mit dem angetrunkenen Mann ihre Spielchen, als dieser die Verfolgung aufnimmt. Medena fängt Fletcher mit einem Lasso ein und schleift ihn erst durch den Fluss und hängt ihn dann an einem Baum auf, wo er von Paco befreit wird.
Rasiert und frisch gewaschen macht er sich auf die Suche nach Medena, der sich in Sonora aufhalten soll. Während Trini Fletcher zur Seite steht, um von ihrem Mann, der sie als junges Mädchen gekauft hat, wegkommen zu können, kommt es zwischen Fletcher und Medena zu einer tödlichen Auseinandersetzung …
Kritik:
Um dem lahmenden Western-Genre frischen Wind einzuhauchen, geht Regisseur Sidney J. Furie („Ipcress – streng geheim“, „Iron Eagle“) neue Wege. Einerseits greift er Motive des Spaghetti-Westerns auf, der in Europa für eine Revitalisierung des Genres gesorgt hat, indem er in langen Einstellungen wortkarge Revolverhelden ohne Moral und Anstand marodieren ließ. Andererseits nutzt er grandiose Technicolor-Farben und eine fast schon manieristische Bilder, um dem Publikum eine ganz neue Seherfahrung zu bieten. Das Konzept geht vor allem deshalb zu großen Teilen auf, weil Furie mit Marlon Brando einen charismatischen Hauptdarsteller präsentieren kann, der selbst in seinen lustlosesten Performances seine Mitspieler an den Rand zu drängen vermag.
In dem 1966 realisierten Western „Südwest nach Sonora“ gehört Brandos behäbiges, auf jeden Fall zurückhaltendes Auftreten zum Konzept, lässt ihn ungefährlich und leicht manipulierbar erscheinen, doch Brandos Matt Fletcher weiß genau, was er tut. Der Film lebt von ungleich erscheinenden Rivalität zwischen dem ruhig auftretenden Gringo und dem skrupellosen Medena, die beim spektakulären Armdrücken einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Der Verlierer im Kampf um den Appaloosa wird nämlich noch auf dem Tisch von einem tödlich giftigen Skorpion gestochen. In solchen Szenen zeigt der Oscar-prämierte Kameramann Russell Metty („Spartacus“, „Im Zeichen des Bösen“) seine ganze Meisterschaft.
Vor allem lebt der Western von der Spannung zwischen den drei ganz unterschiedlichen Figuren. Die Rivalität zwischen Fletcher und Medena dreht sich nämlich nicht nur um das Pferd, sondern auch um Trini, die in ihrem roten Kleid manchmal wie ein Fremdkörper in der Wüstenlandschaft wirkt, aber so ganz die Aufmerksamkeit der Männer und des Publikums auf sich zieht. Brando war mit dem Drehbuch und dem Film alles andere als zufrieden, geriet ständig in Streit mit dem Drehbuchautor James Bridges und dem Regisseur. Letztlich konnte Brando seiner Karriere mit diesem Western keine positive Wendung verleihen.
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