Quantez, die tote Stadt

Der amerikanische Filmemacher Harry Keller (1913-1987) begann zu Beginn der 1950er Jahre, meist einstündige Billig-Western zu drehen, eher er sich auf Fernsehserien wie „Ihr Star: Loretta Young“ und „Wenn man Millionär wär“ verlegte, um dann mit „In den Fängen des Teufels“ und „Überall lauert der Tod“ zwei sehenswerte Film noirs abzuliefern. „Quantez, die tote Stadt“ markierte 1957 die Rückkehr zum Western-Genre. 

Inhalt: 

Nachdem es bei ihrem Banküberfall ungeplant einen Toten gegeben hat, flüchtet die Band um ihren Anführer Heller (John Larch) in Richtung Mexiko vor den Hütern des Gesetzes. In der kleinen Grenzstadt Quantez wollen sie ihre erschöpften Pferde etwas zur Ruhe kommen lassen. Eines ihrer Pferde mussten sie unterwegs schon erschießen. Als sie die Stadt erreichen, müssen sie überrascht feststellen, dass Quantez ausgestorben ist. Sie können nicht wissen, dass die Apachen auf dem Kriegspfad sind und alle Siedlungen in ihrem Gebiet räumen lassen. Nachdem sie ihre Pferde versorgt haben, versammeln sich Heller, sein in einem Saloon aufgegabeltes Liebchen Chaney (Dorothy Malone), der junge Revolverheld Teach (John Gavin), Gunman Gentry (Fred MacMurray) und der als „Halbblut“ titulierte Gato (Sidney Chaplin) in einem Haus und besprechen ihr weiteres Vorgehen. 
Letztlich wollen sie allein schon wegen der Pferde bis zum Morgengrauen in Quantez ausharren, doch in der Nacht brechen die Rivalitäten zwischen den einzelnen Bandenmitgliedern offen aus. So steht der junge Tench kurz davor, sein angepriesenes Können mit der Pistole unter Beweis stellen zu müssen. Er hat sich außerdem in Chaney ebenso verguckt wie Gentry, wobei sich die attraktive Blonde mit ihrem zweifelhaften Ruf alle Optionen offen hält. Ihr geht es letztlich nur darum, die besten Voraussetzungen zu finden, von dem cholerischen Heller loszukommen und durch die Wüste nach Mexiko zu gelangen. Während Gentry durch seine besonnene Art versucht, als der eigentliche Führer der Bande wahrgenommen zu werden, schleicht Gato draußen in der Gegend herum. Von seinen Mitstreitern weiß niemand, dass er als kleiner Junge von Indianern verschleppt wurde und bei den Apachen aufwuchs, bis er wieder zu den Weißen zurückkehrte. Gato trifft sich in der Nähe mit Delgadito (Michael Ansara), dem Anführer der in der Nähe lauernden Apachen, und versucht ihn zu überreden, die Bande vor dem Morgengrauen anzugreifen. Dafür würde er nur freies Geleit und die Hälfte der erbeuteten 20.000 Dollar verlangen. Die Situation in Quantez droht zu eskalieren, als ein alter Sänger und Maler (James Barton) des Weges kommt und Gentrys Geheimnis lüftet … 

Kritik: 

Ann Edwards („Gegen Sitte und Moral“) und R. Wright Campbell („Der Mann mit den 1000 Gesichtern“, „Satanas - Das Schloss der blutigen Bestie“) haben sich bei der Geschichte zu „Quantez“ offensichtlich von dem Kinoerfolg von William A. Wellmans „Herrin der toten Stadt“ (1948) inspirieren lassen. Dabei konzentriert sich der Western ganz auf die Nacht, die die Bankräuber in der Geisterstadt Quantez verbringen müssen. Sie sind so mit sich selbst beschäftigt, dass sie weder die Bedrohung durch die bereits an der Stadtgrenze lauernden Apachen noch den Verräter in den eigenen Reihen bemerken. Daran ist vor allem Hellers Geliebte Chaney verantwortlich, die sich bei den anderen Männern jeweils in persönlichen Gesprächen darüber beklagt, wie brutal Heller sie behandelt. Aber natürlich spielt auch das gegenseitige Misstrauen bei der Verteilung der Beute eine Rolle. 
Niemand kann sich sicher sein, dass er von seinen Mitstreitern erschossen wird, um so die Anteile für die anderen zu vergrößern. Aus diesen Dialogen und der für den Zuschauer ersichtlichen Bedrohung durch die Apachen zieht „Quantez, die tote Stadt“ seine Spannung. Vor allem Fred MacMurray („Frau ohne Gewissen“, „Das Appartement“) überzeugt dabei als besonnener Stratege, der allerdings auch nicht davor gefeit ist, Chaneys Reizen zu widerstehen. Dagegen wirkt Dorothy Malone („In den Wind geschrieben“, „Tote schlafen fest“) in der Rolle der um die Gunst aller Männer buhlenden Verführerin weit weniger überzeugend. 
Es ist zwar schade, dass die Cinemascope-Bilder kaum genutzt werden, um die Landschaft in ihrer ganzen Pracht zu präsentieren, dafür gefällt „Quantez“ als Western, der auf engstem Raum die Rivalitäten zwischen den Bankräubern und ihrer weiblichen Begleitung ansprechend ausspielt und damit die Spannungskurve hochschraubt. Auch das actionreiche Finale ist recht gelungen. 
Keller drehte anschließend noch mit „Die letzte Kugel“ (1958), „Sieben Wege ins Verderben“ (1960), „Den Wind im Rücken“ (1961) und „Sechs schwarze Pferde“ (1962) weitere Western. 

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