Goldenes Gift

Mit den beiden stimmungsvollen Horror-Dramen „Katzenmenschen“ (1942) und „Ich folgte einem Zombie“ (1943) bewies der französische Filmemacher (mit US-amerikanischer Staatsbürgerschaft) Jacques Tourneur, wie geschickt er in der Ausgestaltung der Dramaturgie in schwarzweißen Bildern ist, was ihn für den Film noir geradezu prädestinierte. Mit „Goldenes Gift“ (1947) lieferte Tourneur auch gleich einen Klassiker des Genres ab. 

Inhalt: 

Jeff Bailey (Robert Mitchum) betreibt in dem sonnigen kalifornischen Nest Bridgeport nahe des Lake Tahoe eine Tankstelle mit Autowerkstatt und ist mit der ortsansässigen Ann Miller (Virginia Huston) verlobt. Als sich der dubiose Joe Stephanos (Paul Valentine) bei Baileys taubstummen Gehilfen (Dickie Moore) nach Bailey erkundigt, ist Bailey gerade mit Ann beim Angeln. Zurück an der Tankstelle trifft Bailey auf seinen alten Bekannten und sieht von seiner Vergangenheit eingeholt. Er fragt Ann, ob sie Lust habe, ihn zum Lake Tahoe zu begleiten, und nutzt die Gelegenheit, ihr reinen Wein einzuschenken. Tatsächlich heißt er nämlich Jeff Malcolm und war mit seinem Partner Jack Fisher (Steve Brodie) ein Privatdetektiv in New York, wo die beiden von Gangsterboss Whit Sterling (Kirk Douglas) damit beauftragt wurden, seine Freundin Kathie Moffat (Jane Greer) aufzuspüren, die nach einem Mordversuch an ihm mit 40.000 US-Dollar verschwunden war. Jeff Malcolm fand Kathie im mexikanischen Acapulco und verliebte sich in sie, doch der Versuch, gemeinsam in San Francisco ein neues Leben zu führen, scheiterte, als Jeffs ex-Partner sie entdeckte. 
Während eines Streits um Jacks Anteil an den 40.000 Dollar erschoss Kathie Jeffs Partner und verschwand, während sich Jeff um die Entsorgung der Leiche kümmern musste und in Bridgeport unter anderem Namen wieder von vorn anfing. Nun hat Stephanos Jeff wissen lassen, dass Whit Sterling von dem gewieften Anwalt Leonard Eels (Ken Niles) erpresst wird. Als er Sterling in seinem luxuriösen Anwesen am Lake Tahoe aufsucht, ist er nicht wenig überrascht, Kathie wieder an Sterlings Seite zu sehen. Wie Jeff erfährt, wird gegen Sterling wegen Steuerhinterziehung ermittelt, und Jeff soll nun die ihn belastenden Dokumente aus dem Besitz des Anwalts Leonard Eels zu entwenden. Als Gegenleistung will er Jeff zukünftig in Ruhe lassen. 
Eels‘ Sekretärin Meta Carson (Rhonda Fleming), die in Wahrheit für Sterling arbeitet, soll Jeff bei dem Einbruch unterstützen. Doch Jeff findet heraus, dass Eels ermordet werden soll und Sterling den Verdacht auf ihn lenken will. Sterling hat Kathie ein Schreiben aufsetzen lassen, das Jeff des Mordes an Fisher bezichtigt, was als Jeffs Mordmotiv dienen soll. Jeff will Eels warnen, doch jede Hilfe kommt zu spät – Joe Stephanos hat den Anwalt bereits ermordet… 

Kritik: 

Tourneur hat „Goldenes Gift“ nach dem Roman „Build My Gallows High“ von Daniel Mainwaring (unter dem Pseudonym Geoffrey Homes) und dessen selbst verfasstem Drehbuch inszeniert, wobei niemand geringerer als Hardboiled-Autor James M. Cain („Wenn der Postbote zweimal klingelt“) unterstützend mitwirkte. Robert Mitchum, der später noch in weiteren bemerkenswerten Film noirs wie „Where Danger Lives“ (1950), „Ein Satansweib“ (1951), „Engelsgesicht“ (1952) und „Die Nacht des Jägers“ (1955) zu sehen ist, verkörpert in „Goldenes Gift“ einen lakonischen Privatdetektiv, der durch die Liebe zu der Frau eines Gangsterbosses vom rechten Weg abkommt. 
Wie für den Film noir üblich erzählt sein Jeff Bailey aka Malcolm in einer langen Rückblende, wie sein Schicksal ihn über die Machenschaften eines Gangsters und einer undurchsichtigen Frau ins verschlafene Bridgeport führte. Interessanterweise wird Jeffs Leben von drei unterschiedlichen Frauen bestimmt. Während seine jetzige Verlobte Ann den Inbegriff an Tugend darstellt, verkörpert Kathie die klassische Femme fatale, die nur an ihr eigenes Wohl denkt und die Männer so benutzt, wie sie ihr gerade zur Befriedigung eigener Bedürfnisse dienlich sind. 
Während Sterling ihr den nötigen Luxus bietet, ist Jeff für die Liebe zuständig. Und dann ist da noch die attraktive Meta Carson, die allerdings nur kurz Jeffs Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt.
„Goldenes Gift“ profitiert von den ausgezeichneten Darstellern. Kirk Douglas, der erst ein Jahr zuvor sein Schauspieldebüt in dem Film noir „Die seltsame Liebe der Martha Ivers“ gab, demonstriert auch hier sein außergewöhnliches Talent und bietet eine charismatische Darstellung als skrupelloser Gangster, während Robert Mitchum den lässigen Gegenpart verkörpert und Jane Greer herrlich diabolisch den Männern die Köpfe verdreht. Tourneur hat dieses Krimi-Melodram perfekt in Szene gesetzt und so einen Klassiker des Genres geschaffen. 

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