Naked Alibi

Jerry Hopper zählt zu den vielen Filmemachern in Hollywood, die über routiniert inszenierte B-Movies nie hinauskamen und am Ende beim Fernsehen landeten. Hoppers Karriere startete Anfang der 1950er Jahre mit durchschnittlichen Filmen wie dem Krimi „Die Stadt der tausend Gefahren“, dem Abenteuer-Liebesfilm „Herrin der Gesetzlosen“ und dem Action-Abenteuer „Das Geheimnis der Inkas“ (immerhin mit Charlton Heston in der Hauptrolle). 1954 drehte er den späten Film noir „Naked Alibi“ mit Sterling Hayden und Gloria Grahame in den Hauptrollen. 

Inhalt: 

Als der im kalifornischen Hilldale lebende Bäckermeister Albert Victor Willis (Gene Barry) betrunken und ohne Papiere aufgegriffen wird, hält ihn Det. Lieutenant Fred Parks (Casey Adams) so lange fest, bis Willis’ Identität bestätigt wird. Bei dem Verhör wird deutlich, dass Willis für die Raubzüge an der East Side mitverantwortlich sein könnte. Doch Willis beteuert seine Unschuld und fühlt sich ungerecht behandelt, bis sein Temperament mit ihm durchgeht und er Parks niederschlägt. Erst als Parks‘ Vorgesetzter, Chief of Detectives Joe Conroy (Sterling Hayden) dazustößt, ein Beamter Willis‘ Angaben bestätigt und dessen Anwalt mit Willis‘ Ehefrau Helen (Marcia Henderson) auf die sofortige Freilassung des Verdächtigen drängen, darf Willis seiner Wege gehen. Beim Hinausgehen entschuldigt er sich bei Parks für sein Verhalten, schaut kurz zu Hause rein, bevor er sich bei Helen abmeldet, weil er im Laden nach dem Rechten sehen möchte. 
Conroy hält den unbescholtenen Willis dennoch für den Täter und lässt ihn beschatten. Wenig später wird Parks auf offener Straße an erschossen, Willis wird für Conroy zum Hauptverdächtigen, doch muss er ihn wegen fehlender Beweise und nach öffentlichem Druck wieder laufenlassen. Wenig später werden zwei weitere Polizisten durch eine Autobombe getötet. Conroy erfährt von den observierenden Polizisten, dass Willis seine Bäckerei um Mitternacht verlassen habe und so den Sprengsatz an den Wagen hätte montieren können. Als Conroy dabei fotografiert wird, wie er Willis in dessen Zuhause zu schlagen scheint, wird er vom Dienst suspendiert. Doch das hält ihn nicht davon ab, den Verdächtigen zusammen mit Lt. Parks rund um die Uhr zu observieren, bis er einen Beweis für Willis‘ Schuld gefunden hat. 
Willis bemerkt die Observierung und wird zunehmend nervös. Als er sich an der mexikanischen Grenze versucht zu verstecken und Unterschlupf bei seiner Geliebten, der Barsängerin Marianna (Gloria Grahame), findet, stellt Conroy fest, dass Willis offenbar ein Doppelleben führt und hier als Anführer einer zwielichtigen Gangsterbande fungiert. Als Willis bemerkt, dass Marianna ihn mit Conroy betrügen könnte, plant er ihre Ermordung… 

Kritik: 

„Naked Alibi“ spielt zunächst geschickt mit den typischen Merkmalen des Film-noir-Genres. Ein Mann, der betrunken und ohne Papiere von der Polizei aufgegriffen wird, scheint zunächst nicht notgedrungen wie ein Verbrecher, aber als der von Gene Barry („Krieg der Welten“, „Weißer Tod in Alaska“) superb gespielte Al Willis sich mit den Cops zu schlagen beginnt, werden die ersten Zweifel an seiner vermeintlichen Unschuld gesät. Al Willis wirkt wie der unschuldig Verfolgte in unzähligen Film noirs, doch der Plot lässt diese Frage lange Zeit offen, selbst als sich an der mexikanischen Grenze sein Doppelleben offenbart und mit Marianna eine potenzielle Femme fatale ins Spiel kommt. 
Dieses Spiel mit den Genre-Konventionen ist auch schon die größte Stärke von „Naked Alibi“. Doch damit verbunden ist auch die größte Schwäche des Films, nämlich seine Unglaubwürdigkeit. Dass der brutale Chef einer Gaunerbande an der mexikanischen Grenze ein bürgerliches Leben mit eigenem Geschäft, unscheinbarer Ehefrau und kleinem Sohn führen soll, macht überhaupt keinen Sinn, und bei Conroys Jagd nach Willis und den Beweisen für seine Morde an den Polizeibeamten häufen sich auf ärgerliche Weise die Ungereimtheiten. Dazu zählt auch der Umstand, dass Conroy, nachdem er von Willis‘ Schergen zusammengeschlagen und mit einem Messer verletzt worden ist, ausgerechnet in der Obhut von Willis‘ Geliebten landet und eine Beinahe-Romanze mit ihr entwickelt. 
Das Finale ist immerhin temporeich inszeniert, und überhaupt gefällt Russell Mettys („Der Fremde“, „Im Zeichen des Bösen“) kontrastreiche Kameraarbeit. Doch das reicht nicht aus, um aus „Naked Alibi“ mehr als nur einen durchschnittlichen Film noir zu machen.  

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