Das Netz
Der US-amerikanische Regisseur Michael Gordon hat seine prominentesten Filme mit den starbesetzten Liebeskomödien „Bettgeflüster“ (1959), „Eine zuviel im Bett“ (1963) und „Ein Appartement für drei“ (1965) abgeliefert, doch fühlte er sich auch im Krimi- und Film-noir-Genre zuhause. Neben Filmen wie „Underground Agent“ (1942), „One Dangerous Night“ (1942), „Crime Doctor“ (1943) und „Spielfieber“ (1949) überzeugte Gordon vor allem mit dem erstklassig besetzten und gespielten Film noir „Das Netz“ (1947)
Inhalt:
Nachdem Leopold Kroner (Fritz Leiber) wegen Betrugs fünf Jahre im Gefängnis abgesessen hat, wird er an der Grand Central Station in New York von seiner Tochter Martha (Maria Palmer) in Empfang genommen, überraschenderweise jedoch nicht von seinem früheren Geschäftspartner Andrew Colby (Vincent Price), der nur seine rechte Hand Charles Murdock (John Abbott) zur Überwachung von Kroners Ankunft abgestellt hat. Währenddessen sucht der Anwalt Robert Regan (Edmond O’Brien) den Firmensitz von Colby Enterprises auf, um für seinen Mandanten, den Obsthändler Emilio Canepa (Tito Vuolo), die Summe von 68 Dollar und 72 Cents einzutreiben, nachdem Colbys Anwälte nicht auf seine verschiedenen Schreiben reagiert hatten.
Also bahnt sich Regan unaufhaltsam seinen Weg durch die Büros, an Chefsekretärin Noel Faraday (Ella Raines) vorbei in den Besprechungsraum, wo sich Colby beeindruckt von der Aufopferungsbereitschaft des Anwalts für seine Mandanten zeigt.
Er lädt Regan für den Abend zu sich nach Hause ein, wo dieser auch Noel Faraday wiedertrifft, und unterbreitet ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen kann. Für 5000 Dollar soll Regan sein Leibwächter sein, da er befürchtet, dass sein ehemaliger Geschäftspartner ihn für den Gefängnisaufenthalt verantwortlich mache und sich rächen könnte.
Es scheint leichtverdientes Geld für Regan zu sein, doch ausgerechnet nach der Kontrolle aller Türen und Fenster ertönt ein Schuss aus Colbys Büro. Regan stürmt in das Büro, sieht einen Mann mit einer Waffe in der Hand vor Colbys Schreibtisch stehen und erschießt den mutmaßlichen Einbrecher. Lieutenant Damico (William Bendix), der seinem alten Kumpel Regan erst einen Waffenschein ausstellen ließ, glaubt nicht an die Geschichte von Tötung in Notwehr. Und während sich Regan in Noel zu verlieben beginnt, bekommt er allmählich auch Zweifel an der Geschichte, die Colby offensichtlich inszeniert hat, um einen millionenschweren Betrug zu vertuschen…
Kritik:
Michael Gordon hat mit „Das Netz“ einen zwar sehr vorhersehbaren, aber temporeichen und wunderbar gespielten Film noir inszeniert, der zwar ohne die obligatorische Femme fatale auskommt, dafür aber mit drei versierten Hauptdarstellern punkten kann, die der Story Pep verleihen. Dass Colby ein skrupelloser, wenn auch charmanter Geschäftsmann ist, der geschickt die richtigen Leute für sich arbeiten lässt und versiert die Spuren seiner nicht so legalen Machenschaften zu verwischen versteht, ist ebenso schnell klar wie die Liaison, die sich zwischen Colbys Sekretärin (und Geliebten?) und dem temperamentvollen Anwalt anbahnt.
Vincent Price („Laura“, „Die zehn Gebote“, „Die Fliege“) und Edmond O’Brien („Der Mann der Liberty Valance erschoss“, „Die barfüßige Gräfin“, „Opfer der Unterwelt“) umkreisen sich spannungsreich als gewiefter Unternehmer und Bodyguard, wobei vor allem Regan stets damit rechnen muss, in den Knast zu wandern. William Bendix („Der gläserne Schlüssel“, „Das Rettungsboot“) hat zwar den mit Abstand kleinsten Part, weiß aber jede Szene sofort mit seiner charismatischen Präsenz an sich zu reißen. Schade nur, dass Ella Raines („Zeuge gesucht“, „Unter Verdacht“) als Love Interest sowohl von Colby als auch Regan kaum gefordert wird.
Die rasant inszenierte Handlung, die kontrastreiche Kameraarbeit von Irving Glassberg („Meuterei am Schlangenfluss“, „Duell in den Wolken“) und die gut aufgelegten Darsteller lassen über einige Schwächen in der Story hinwegsehen und garantieren ein kurzweiliges Noir-Vergnügen.
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