Tödlicher Hass

Der italienische Drehbuchautor und Regisseur Duccio Tessari begann seine Karriere Anfang der 1960er Jahre mit Sandalenfilmen wie „Kadmos – Tyrann von Theben“ (1962) und vor allem Italo-Western wie „Eine Pistole für Ringo“ (1965), „Ringo kommt zurück“ (1965) und „Friss oder stirb“ (1969), aber auch mit Abenteuerkomödien („Kiss Kiss… Bang Bang“) und Thrillern („Heiße SpurKairo-London“, „Das Grauen kam aus dem Nebel“, „Blutspur im Park“). Zu seinen bekanntesten Beiträgen zählt hier neben dem Klaus-Kinski-Film „Der Bastard“ (1968) der hochkarätig besetzte Mafia-Thriller „Tödlicher Hass“ (1973) mit Alain Delon als Auftragskiller, der seine Bitte um einen selbstbestimmten Ruhestand teuer bezahlen muss. 

Inhalt: 

Tony Arzenta (Alain Delon) lebt mit seiner attraktiven Frau Anna (Nicoletta Machiavelli) und dem gemeinsamen Sohn in Mailand. Am achten Geburtstag seines Sohnes verabschiedet sich Tony von seiner Frau, um noch einen Auftrag für die Mafia zu erledigen. Er sucht ein Spa auf und erschießt kaltblütig den offenbar in üble Machenschaften verwickelten Geschäftsführer und dessen Assistenten. Am darauffolgenden Tag sucht er seinen Auftraggeber und Paten Nick Gusto (Richard Conte) auf, um ihm mitzuteilen, dass er aus dem Geschäft aussteigen wolle, um seinem Sohn zu ersparen, dass er ihn eines Tages rächen müsse. Gusto ist alles andere als begeistert von Tonys Entschluss, schließlich kenne er zu viele Geheimnisse der Organisation. Gusto und sein Consigliere Isnello (Umberto Orsini) versuchen zwar ein gutes Wort für Tony bei den Oberbossen einzulegen, aber für die mächtigen Männer des Clans wie Carré (Roger Hanin), Rocco Cutitta (Lino Troisi) und Hans Grünwald (Anton Diffring) haben längst beschlossen, jedes Risiko zu vermeiden und Tony aus dem Weg zu räumen. 
Eine in seinem Auto platzierte Bombe reißt jedoch seine Frau und seinen Sohn aus dem Leben, nachdem Annas eigenes Auto nicht angesprungen war und sie ihren Sohn mit Tonys Wagen zur Schule bringen wollte. Arzenta sieht vom Fenster aus die tödliche Explosion und schwört Rache. Dazu zieht er sich in das Haus seiner Eltern ins sizilianische Küstenstädtchen Donnalucata zurück, nachdem er kurz nach der Beerdigung seiner Liebsten knapp einen Mordanschlag überlebt, die Mörder verfolgt und sie mit Hilfe seines Freundes Domenico Maggio (Marc Porel) ausgeschaltet hat. Doch wie lange kann er sich gegen die mächtigen Mafiabosse zur Wehr setzen? 

Kritik: 

Tessari hat den Rache-Thriller „Tödlicher Hass“ nach bewährtem Muster inszeniert. Über den Hintergrund seines Protagonisten erzählt er wenig, sondern lässt Tony Arzenta als liebevollen Vater und Ehemann in einem gutbürgerlichen Umfeld auftreten. Allein der besorgte Blick seiner Frau zum Abschied, als Tony vorzeitig die Party zum Geburtstag seines Sohnes verlässt, deutet an, dass hinter der Fassade nicht alles Gold sein könnte, was glänzt, mehr aber auch nicht. Erst mit dem berechnend ausgeführten Auftragsmord an dem Sauna-Besitzer und dessen Assistenten wird deutlich, wie Tony seine Brötchen verdient. Ausgerechnet die Liebe zu seiner Familie wird ihm allerdings zum letztlich tödlichen Verhängnis. 
Tessari wartet mit einem imponierenden Staraufgebot auf, um die Jagd auf den abtrünnigen Auftragskiller nicht zu einem billigen Rachegemetzel verkommen zu lassen. Roger Hanin („Der eiskalte Job“, „Kommissar Navarro“), Anton Diffring („Agenten sterben einsam“, „Der rote Schatten“) und Lino Troisi („Die 100 Tage von Palermo“, „Die Verlobten“) verkörpern überzeugend den Machtwillen der Mafia, was ihnen natürlich zum Verhängnis wird. Statt sich gütlich zu einigen, metzeln sich Mafiabosse, ihre Schergen und ihr Zielobjekt blutrot über den Haufen. 
Tessari und sein Kameramann Silvano Ippoliti („Caligula – Aufstieg und Fall eines Tyrannen“, „Die italienische Affäre“) finden atemberaubende Bilder sowohl für die actionreichen Verfolgungsjagden, die urbanen Häuserschluchten in Mailand, die tödlichen Attentate und die schönen Landschaften auf Sizilien. In dieser Szenerie bewegt sich die französische Schauspiel-Ikone Alain Delon charismatisch und selbstbewusst, ohne jeden Zweifel an der Mission seiner tragischen Figur. Das ist sicher keine große Kinokunst, aber schnörkelloses Action-Kino vom Feinsten.  

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