Jolt
Die britische Schauspielerin Kate Beckinsale ist mit dem erfolgreichen Fantasy-Horror-Franchise „Underworld“ zur weiblichen Action-Heldin avanciert, nachdem sie sich zuvor in Literaturverfilmungen wie Kenneth Branaghs „Viel Lärm um nichts“ (1993), „Jane Austens Emma“ (1996), „Alice im Spiegelland“ (1998) und James Ivorys „Die goldene Schale“ (2000) einen Namen gemacht hatte. Mit der Amazon-Produktion „Jolt“ kehrte Beckinsale zum Action-Genre zurück.
Begünstigt durch ihre lieblosen, apathischen und gewalttätigen Eltern hat Lindy (Kate Beckinsale) mit ihrer ausgeprägten neurologischen Störung eine lange Karriere in Erziehungsanstalten, Forschungseinrichtungen und beim Militär hinter sich, doch niemand und nichts konnte ihr Aggressionspotential bislang so kanalisieren, dass es irgendwem nützlich sein konnte. Stattdessen hat Lindy in ihrem Leben eine lange Spur der brutalen Gewalt und Verwüstung hinter sich gelassen, was sie letztlich auch ihren Job als Türsteherin kostete. Erst Dr. Munchin (Stanley Tucci) ist es gelungen, Lindys explosives Temperament durch eine raffinierte Apparatur zu zügeln, mit der sich Lindy in brenzligen Situationen per Knopfdruck Stromstöße verpassen kann, die sie an der Ausübung brutaler Attacken gegen ungeliebte Mitmenschen hindern.
Um sich mit ihrer Umwelt zu arrangieren, versucht sich die attraktive Lindy sogar an Dates. Als sie den Buchhalter Justin (Jai Courtney) kennenlernt, beginnt Lindys harter emotionaler Schutzpanzer aufzubrechen, und sie ist seit langem bereit, sich auf eine Beziehung einzulassen. Doch kaum hat Lindy Justin ein paarmal gedatet, überbringen ihr die beiden Detectives Vicars (Bobby Cannavale) und Nevin (Laverne Cox) die Nachricht, dass Justin ermordet in seiner Wohnung aufgefunden wurde. Sie weiß nur, dass er nur für einen Auftraggeber tätig gewesen sein soll, und macht sich auf die Suche nach Justins Mörder…
Kritik:
Drehbuchdebütant Scott Wascha und Regisseurin Tanya Wexler („In guten Händen – Oder die Geschichte der Erfindung des Vibrators“, „Buffaloed“) haben mit „Jolt“ eine knallbunte Action-Komödie kreiert, die vor allem in den grellbeleuchteten Straßen des nächtlichen New York seine Faszination entfaltet – und natürlich ganz auf die charismatische Hauptdarstellerin Kate Beckinsale („Pearl Harbor“, „Aviator“) zugeschnitten ist.
Die Geschichte ihrer Figur wird zu Anfang recht plakativ skizziert, verschafft aber einen guten Eindruck ihres Aggressionsproblems. Wie Lindy schon als kleines Mädchen Jungs in die Eier tritt und mit einem Baseballschläger vertrimmt, bereitet den Zuschauer adäquat auf den nachfolgenden Plot vor. Die Mischung aus überzeugend choreografierter Action, platten Dialogen und nicht besonders intelligentem Humor muss man allerdings schon mögen. Vor allem stimmt die Chemie zwischen Beckinsale und Courtney („Terminator – Genisys“, „Suicide Squad“) überhaupt nicht. Dass die ebenso attraktive wie vielschichtige Lindy gerade auf so einen uncharismatischen Langweiler abfährt, macht wenig Sinn.
Spaß macht dafür der Rachefeldzug, auf dem Lindy sich geschickt, manchmal auch etwas übertrieben zu Justins Auftraggeber Gareth Fizel (David Bradley) im wahrsten Sinne des Wortes durchschlägt. Allerdings gerät die Auflösung zu einem unglaubwürdigen Fiasko.
Am Ende bleibt ein sehr cooler Look, überzeugend inszenierte Action und eine blendend aufgelegte Kate Beckinsale. Wem das für einen launigen, wenig anspruchsvollen Filmabend reicht, ist mit „Jolt“ gut bedient.
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