Qualen der Liebe

Der 1895 im heutigen Ungarn geborene Zoltan Korda war in den 1930er Jahren vor allem für exotische Abenteuerfilme wie „Der Elefantenjunge“, „Gefahr am Doro-Pass“, „Vier Federn“, „Das Dschungelbuch“ und „Sahara“ bekannt, aber 1948 unternahm er auch einen einmaligen Ausflug in den Film noir, als er mit „Qualen der Liebe“ Aldous Huxleys 1922 veröffentlichte Kurzgeschichte „The Giaconda Smile“ verfilmte. 

Inhalt: 

Einmal mehr gerät der wohlhabende britische Großgrundbesitzer Henry Maurier (Charles Boyer) mit seiner kränklichen Frau Emily (Rachel Kempson) über ihren nichtsnutzigen Bruder Robert Lester (Hugh French) in Streit, als er mitbekommt, dass sie ihm wieder einmal einen Scheck überreichen will. Henry zerreißt den Scheck, wirft seinen Schwager aus dem Haus und besucht seine Nachbarin und alte Freundin Janet Spence (Jessica Tandy) in der Hoffnung, dass sie ihm hilft, die Wogen zwischen ihm und seiner zynischen Frau zu glätten. Obwohl sie die meiste Zeit damit beschäftigt ist, ihren arthritischen Vater General Spence (Cecil Humphreys) zu pflegen, tut sie Henry gern den Gefallen, empfindet sie doch mehr als nur freundschaftliche Gefühle für Henry, der sie in die Welt der Kunst und Literatur eingeführt und ihr zum Geburtstag eine gebundene Ausgabe gesammelter Werke von Marcel Proust schenkt. 
Henry besucht abends einen Nachtclub und trifft dort seine junge Geliebte Doris Mead (Ann Blyth), doch wird er dabei von Robert entdeckt, der von Henry ein Schweigegeld erpresst. Als Henry nach Hause kommt, wird er vom Familienarzt Dr. Libbard (Cedric Hardwicke) darüber informiert, dass Emily an einem Herzinfarkt gestorben sei. Emilys Pflegerin Caroline Braddock (Mildred Natwick) macht sich Vorwürfe, weil sie entgegen Libbards Anweisungen Emily etwas zu essen gab, was sie nicht hätte zu sich nehmen dürfen. Henry verreist daraufhin mit Doris nach Cornwall, und als er zurückkehrt, nutzt Janet die Gelegenheit, um ihm ihre Liebe zu offenbaren. 
Entsprechend geschockt reagiert sie, als Henry ihr erzählt, dass der Grund für seine Reise die Hochzeit mit Doris gewesen sei. Ebenso verbittert wie Janet ist auch Caroline, als sie sieht, dass Henry seiner neuen Frau eine Brosche von Emily geschenkt hat, auf die sie sich selbst Hoffnung gemacht hatte. Sie erzählt Janet, dass sie Henry in Verdacht habe, Emily ermordet zu haben, und geht damit auf Janets Anraten zur Polizei, die eine Autopsie an Emilys Leiche ausführen lässt. Dabei stellt sich heraus, dass Emily mit Arsen vergiftet worden ist. Henry und Doris werden aus ihren Flitterwochen geholt, Henry verhört und schließlich des Mordes an Emily angeklagt, als herauskommt, dass Henry kurz vor Emilys Tod Unkrautvernichtungsmittel gekauft habe, das Arsen enthält. 
Als Henry schließlich zum Tode verurteilt wird, bleibt Dr. Libbard nicht viel Zeit, Henrys Unschuld zu beweisen, denn der Arzt hat eine ganz andere Verdächtige im Visier… 

Kritik: 

Aldous Huxley („Eyeless in Gaza“, „Brave New World“) hat selbst das Drehbuch zu seiner dem Film zugrundeliegenden Kurzgeschichte verfasst, die im Übrigen bis 1969 gleich mehrmals verfilmt worden ist, doch die erste Adaption durch Zoltan Korda ist fraglos die überzeugendste. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen drei ganz unterschiedliche Frauen, die um die Gunst eines kultivierten und wohlhabenden Mannes buhlen, wobei weder die verhärmte, zynische und kränkliche Emily noch die feinfühlige Janet das Rennen machen, sondern ausgerechnet eine 18-jährige, gänzlich von romantischen Gefühlen geprägte Schönheit, die mit ihrer unbefleckten Naivität so gar nichts mit den emotional derangierten Frauen in Henrys Alter gemein hat und vor allem ein krasses Gegenstück zu Emily darstellt, deren einstige Jugend und Schönheit in der Krankheit dahingewelkt ist. Ann Blyth („Solange ein Herz schlägt“, „Zelle R 17“), Jessica Tandy („Das Vermächtnis“, „Weißer Oleander“) und Rachel Kempson („Stille Helden“, „Tom Jones“) verkörpern die emotional so unterschiedlich veranlagten Frauen sehr überzeugend, aber auch der für seine romantischen Rollen bekannte Charles Boyer („Erwachen in der Dämmerung“, „Das Haus der Lady Alquist“) macht als vielseits umgarnter Charmeur eine gute Figur, der auch im Angesicht des nahenden Todes überraschend gefasst bleibt. 
„Qualen der Liebe“ braucht zwar einen enormen Anlauf, um das Drama zu entfalten, doch dann entwickelt sich ein dramatisch und dicht inszeniertes Spiel um Liebe, Rache, Lust und Verderben, das Kameramann Russell Metty („Spartacus“, „Der Omega-Mann“) in Noir-typische kontrastreiche Bilder gießt und bis zum Schluss spannend bleibt.  

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