Ein Satansweib

Über Howard Hughes gibt es viele Geschichten zu erzählen, wie er mit seinem Kontrollzwang sein Filmstudio RKO Radio Pictures sukzessive in den Ruin trieb. Der 1951 von John Farrow inszenierte, dann im Auftrag von Hughes komplett von Richard Fleischer überarbeitete Film noir „Ein Satansweib“ gehört ebenfalls zu den Filmen, die trotz vielversprechender Zutaten durch Hughes‘ Einmischung massiv gelitten haben. Da können weder die gestandenen Akteure wie Robert Mitchum, Raymond Burr und Vincent Price noch das frühere Pin-up-Girl Jane Russell etwas ändern. 

Inhalt: 

Nick Ferraro (Raymond Burr) herrschte einst über das Glücksspiel in New York und New Jersey, sitzt aber seit Jahren in Neapel in einer Villa oberhalb der Bucht fest, nachdem ihn die US-amerikanischen Einwanderungsbehörden abgeschoben haben. Um seine Rückkehr aus dem unfreiwilligen Exil in die USA zu realisieren, planen seine Handlanger Bill Lusk (Tim Holt), Martin Krafft (John Mylong) und Thompson (Charles McGraw) in Morro’s Lodge, einem mexikanischen Luxusresort für reiche Feriengäste an der Golfküste der Halbinsel Baja California, bereits die Ankunft des glücklosen kalifornischen Berufsspielers Dan Milner (Robert Mitchum). Der ist gerade nach 30 Tagen in Palm Springs ohne einen Cent nach Los Angeles zurückgekehrt und wird in seiner Wohnung von drei Kerlen empfangen, die ihn auf die 600 Dollar Wettschulden bei Oley Chester hinweisen und ihn hart in die Zange nehmen. 
Kaum sind die Gauner aus der Tür, erhält Milner einen Anruf von Corley (Paul Frees), der ihm ein verlockendes Angebot machen will. In Corleys luxuriöser Behausung erwartet ihn ein Mr. Arnold (Joseph Granby), der Milner 50.000 Dollar dafür bietet, dass er sich für etwa ein Jahr nach Mexiko verkrümelt und in den USA nicht blicken lässt. 
Auf dem Weg ins entlegene Luxusresort Morro’s Lodge die attraktive reiche Erbin Lenore (Jane Russell) kennen, die sich ebenfalls auf dem Weg in das Resort befindet. Nach seiner Ankunft wird Milner klar, dass einige der Gäste etwas zu verbergen haben. Zunächst muss er zu seiner Enttäuschung erfahren, dass Lenore die Geliebte des bekannten Hollywood-Schauspielers Mark Cardigan (Vincent Price) ist, der in Morro’s Lodge einen Jagdurlaub verbringt. Am Abend belauscht Milner dann zufällig ein Gespräch, in dem sich zwei andere Gäste, der mysteriöse Autor Martin Krafft und ein gewisser Thompson, über einen Plan unterhalten, in dem auch Milner eine Rolle spielt. 
Als er die beiden darauf anspricht, gibt Thompson ihm 10.000 Dollar und informiert ihn darüber, dass jemand auf dem Weg zum Resort sei, um ihn zu treffen. Milner ahnt nicht, dass er in Mexiko ermordet werden soll, um Ferraro unter seiner Identität die Einreise in die USA zu ermöglichen… 

Kritik: 

In einem anderen Studio wäre „His Kind of Woman“ bei dem beteiligten Stab sicher ein hochkarätiger, vielschichtiger Film noir geworden, doch Howard Hughes setzte alles daran, das Originaldrehbuch von Jack Leonard („Die schwarze Lawine“, „Um Haaresbreite“) und Frank Fenton („Der Garten des Bösen“, „Fluss ohne Wiederkehr“) und die Umsetzung durch den routinierten John Farrow („Spiel mit dem Tode“, „Hondo“) immer wieder überarbeiten zu lassen, so dass am Ende nicht nur der ursprüngliche Nick-Ferraro-Darsteller Robert J. Wilke in den neu gedrehten Szenen durch Raymond Burr ersetzt wurde, sondern Hughes schrieb selbst an Änderungen des Drehbuchs mit, das den Film gerade im Mittelteil durch allzu viele unnötige Nebenstränge ins Abseits drängt. 
Die anfangs wirklich interessant herausgearbeitete Falle, mit der Milner nach Mexiko gelockt werden soll, um mit seinem dann leblosen Gesicht dem Gauner Ferraro die Rückkehr in die geliebten Staaten zu ermöglichen, wird durch fast schon alberne Szenen zunichtegemacht, in denen Vincent Price wie in einem anderen Film agiert, obwohl seine Figur der Handlung nicht dienlich ist. 
Der irreführende Titel „His Kind of Woman“ bzw. der deutsche Filmtitel „Ein Satansweib“ lassen vermuten, dass Jane Russell die für den Film noir obligatorische Femme fatale verkörpert, doch weit gefehlt: Russells Rolle beschränkt sich auf ein paar Gesangseinlagen und vermag es nicht, auch nur einen Hauch von Verruchtheit zu verströmen, die die Werbung für den Film versprochen hat. 
Robert Mitchum („Goldenes Gift“, „Die Nacht des Jägers“) tut sein Bestes, um in diesem Wirrwarr den Überblick zu behalten. Tatsächlich ist er der einzige Grund, sich „Ein Satansweib“ anzusehen, spielt er doch die ihm vertraute Rolle des lässig auftretenden Hünen, dem übel mitgespielt wird. 

Kommentare

Beliebte Posts