Gangster

John Cromwell hat sich in den ausgehenden 1930er und vor allem in den 1940er Jahren einen Namen mit Abenteuerfilmen wie „Die Abenteuer des Marco Polo“, „Algiers“, „Abenteuer in der Südsee“ und Dramen wie „Ein ideales Paar“, „Als du Abschied nahmst“ und „Mit den Augen der Liebe“ gemacht. In seiner umfangreichen Werksbiografie finden sich allerdings auch einige bemerkenswerte Film noirs, so „Späte Sühne“ (1946) und „Frauengefängnis“ (1950). 1951 entstand für Howard Hughes‘ Studio RKO Radio Pictures das Remake von Lewis Milestones Stummfilm „The Racket“ (1928), der ebenfalls auf dem gleichnamigen Bühnenstück von Bartlett Cormack basierte. 

Inhalt: 

Bei einem Treffen mit dem Gouverneur berichtet Harry Craig (Les Tremayne), der leitende Ermittler eines staatlichen Untersuchungsausschusses, dass der stellvertretende Staatsanwalt Roy Higgins (Howland Chamberlain) Kontakte zu einem Syndikat unterhalte, das von dem mysteriösen „Alten Mann“ geleitet wird, dessen Partner in Sachen Großkriminalität Nick Scanlon (Robert Ryan) vor Ort die Strippen zieht. Der Gouverneur verlangt allerdings stichhaltige Beweise, um unterstützend tätig werden zu können. Bevor Craig und seine Mitarbeiter Higgins mit den bislang ermittelten Indizien konfrontieren können, beauftragt Scanlon den Killer Durko (Max Wagner), Higgins zu töten. Als Durko den Tatort verlässt, wird er von dem Polizeibeamten Johnson (William Talman) gesehen, der den auf Bewährung freigelassenen Durko zur Fahndung ausschreibt. 
Der neu ins Revier versetzte, von Grund auf ehrliche Captain Tom McQuigg (Robert Mitchum), Johnsons Vorgesetzter, lobt dessen Arbeitseifer. Weniger begeistert sind der Ermittler Sergeant Turk (William Conrad) und Higgins Nachfolger Welsh (Ray Collins), die beide vom Syndikat geschmiert werden. Um den temperamentvollen Scanlon aus der Reserve zu locken, lässt McQuigg, den mit dem Gangster eine gemeinsame Vergangenheit verbindet, gegen den Einspruch des Staatsanwalts Scanlons Bruder Joe (Brett King) und dessen Geliebte, die Nachtclubsängerin Irene Hayes (Lizabeth Scott), festnehmen… 

Kritik: 

Howard Hughes hatte schon Lewis Milestones Adaption von Bartlett Cormacks Bühnenstück produziert, aber in der reaktionären McCarthy-Ära war das Filmemachen oft eine heikle Gratwanderung. Zwar sicherte sich RKO die Unterstützung des Films durch den Untersuchungsausschuss des Senats zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität, doch neben der dadurch verbesserten Überwindung von Zensurproblemen, doch gingen damit auch wesentliche Drehbuchänderungen einher, durch die einige brutale Szenen gestrichen und Richter und andere Beamte größtenteils als ehrbar charakterisiert werden sollten. Der Regisseur John Cromwell wurde schließlich gefeuert und einige andere Filmemacher sprangen – auch mal für einen Tag – in die Bresche, u.a. Nicholas Ray
Vor diesem Hintergrund wirkt „Gangster“ recht eindimensional und uninspiriert. Robert Ryan („The Wild Bunch“, „Das dreckige Dutzend“) hat sichtlich mehr Spaß an seiner Rolle als selbstgerecht auftretender Gangsterboss, während Robert Mitchum („Goldenes Gift“, „Engelsgesicht“) nur routiniert seinen Part als aufrechter Captain abspult, der mit der Korruption und dem Syndikat in seiner Stadt aufräumen will. Lizabeth Scott („Stadt der Verdammten“, „Im Schatten der Angst“) hätte als Nachtclubsängerin eine gute Femme fatale abgegeben, doch wird das Potenzial ihrer Rolle kaum ausgenutzt. So stellt „Gangster“ ein selten packendes, allzu vorhersehbares Kriminal- und Gangsterdrama dar, das eher durch die großen Namen als durch Qualität glänzt. 

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