Schmutziger Lorbeer

Mark Robson startete seine Hollywood-Karriere als Regisseur mit den Horror-Dramen „The Seventh Victim“ und „The Ghost Ship“ (beide 1943), ehe er mit „Home of the Brave“ (1949) ein gelungenes Boxer-Drama im Film-noir-Stil mit Kirk Douglas in der Hauptrolle präsentierte. Sieben Jahre später kehrte Robson mit der Verfilmung von Budd Schulbergs Roman „The Harder They Fall“ in den Boxring zurück und bescherte Humphrey Bogart in „Schmutziger Lorbeer“ (1956) seine letzte Kinorolle, bevor er ein Jahr später an Lungenkrebs verstarb. 

Inhalt: 

Kaum ist der zwei Meter große argentinische Amateurboxer Toro Moreno (Mike Lane) mit seinem Manager Luís Agrandi (Carlos Montalbán) im Hafen von New York an Land gegangen, setzt der geldgierige Boxmanager Nick Benko (Rod Steiger) alles daransetzt, den etwas beschränkt wirkenden Hünen zum neuen Boxchampion zu machen. Dazu bedarf es natürlich der geeigneten Publicity. Zu einem Treffen in einem Trainingscenter in Manhattan ist deshalb auch der ehemalige Sportreporter Eddie Willis (Humphrey Bogart) bestellt, der seit dem Bankrott seiner Zeitung arbeitslos ist und von dem Nick hofft, dass er seinen neuen Herausforderer in der Schwergewichtsklasse als kommenden Star der Boxwelt aufbauen wird. 
Allerdings zeigt sich bereits beim ersten Probekampf im Ring, dass Toro weder über Kraft noch Erfahrung oder Talent verfügt. Eddie lässt sich schließlich nur durch Nicks mehr als großzügiges Angebot dazu überreden, an der Werbekampagne für den zukünftigen „Champion“ im Schwergewicht mitzuwirken. Eddie schlägt vor, Toro zunächst nach Kalifornien zu schicken, wo das Interesse an Showkämpfen größer ist als an echten Wettkämpfen. 
Nick macht keinen Hehl daraus, dass sein neuer „Star“ keine Chance auf den Weltmeistertitel hat, doch er schmiert Toros Gegner, um seinen Schützling einen Kampf nach dem anderen als Sieger aus dem Ring steigen zu lassen, um dann im entscheidenden Kampf um den Weltmeistertitel auf Titelverteidiger Buddy Brennan zu setzen. Das Konzept scheint zunächst aufzugehen, doch dann bricht sein nächster Gegner, der gerade entthronte Weltmeister Gus Dundee, in Chicago im Ring zusammen und stirbt im Krankenhaus. Er war nach seiner Niederlage gegen Buddy Brennan immer noch angeschlagen und litt an heftigen Kopfschmerzen. Nachdem sein aufmüpfiger Trainer von Nick entlassen worden ist und Toro von Dundees Tod sehr mitgenommen ist, will er sofort mit dem Boxen aufhören, doch Nick kann ihn überreden, wenigstens noch den Kampf gegen Brennan zu bestreiten, um dann mit einem Haufen Geld wieder in die Heimat zurückkehren zu können… 

Kritik: 

Nach dem Ende der McCarthy-Ära machte sich 1955 eine sichtbare Trendwende und Aufbruchsstimmung in Hollywood breit, wie die Meisterwerke „Der Tiger von New York“ von Stanley Kubrick und „Rattennest“ von Robert Aldrich bereits andeuteten. Robson entlarvt in seinem kompromisslosen Drama das Boxgeschäft als abgekartetes Spiel von skrupellosen Managern und Box-Syndikaten. 
Dadurch, dass sich das zwei Meter große Baby Toro von Beginn an als totale Graupe im Boxring entlarvt, wird die folgende Tour, die Nick Benko mit seinem Gefolge in einem Promotion-Bus durch die Staaten unternimmt, noch absurder, und Nick setzt alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel ein, sein Ziel zu erreichen. Kritische Stimmen von Toros Trainer oder Eddie selbst werden gnadenlos im Keim erstickt, der Dollar muss rollen. 
Die Szenen im Boxring mögen zwar von Kubricks „Der Tiger von New York“ inspiriert sein, entfalten aber längst nicht deren wuchtige Wirkung. Dazu sind die Kampfszenen viel zu plump inszeniert und lassen nie auch nur einen Hauch von Spannung aufkommen. Dafür fängt Robson die Atmosphäre an den Veranstaltungsorten wunderbar ein, und der finale Kampf zwischen Brennan und Toro entschädigt für die schlappen ersten Kampf-Vorstellungen im Ring. 
Während die Beziehung zwischen Bogart und Jan Sterling („Schweigende Lippen“, „Reporter des Satans“) als Ehepaar nicht wirklich gut funktioniert, lebt „Schmutziger Lorbeer“ vor allem durch die Rivalität zwischen dem machthungrigen Benko und dem desillusioniert wirkenden Schreiber. Dabei zeigt vor allem Rod Steiger („In der Hitze der Nacht“, „Die Faust im Nacken“) als temperamentvoller, skrupelloser Manager eine kraftvolle Performance, während Humphrey Bogart in seiner letzten Rolle wieder als besonnener Einzelkämpfer überzeugt.  

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