John Wick: Kapitel 4
Zusammen mit seinem Kollegen David Leitch („Atomic Blonde“, „Deadpool 2“) hat der frühere Stuntman Chad Stahelski 2014 mit „John Wick“ ein furioses Action-Spektakel inszeniert, das nicht nur durch eine grandiose Choreografie zu begeistern verstand, sondern auch mit einer interessanten Story und einem Keanu Reeves in der titelgebenden Hauptrolle aufwartete, die Lust auf mehr machen sollte. Ab dem 2. Kapitel war Stahelski allein für die Regie der Hardcore-Actionreihe verantwortlich und ließ es sich auch im 4. Kapitel nicht nehmen, ein Action-Feuerwerk der allerersten Güte abzufackeln.
Seit der ehemalige Auftragsmörder John Wick (Keanu Reeves) angefangen hat, den feigen Mord an dem Hund seiner kurz zuvor verstorbenen Frau zu rächen, hat er weltweit die halbe Unterwelt gegen sich aufgebracht. Nachdem der Bowery Man (Lawrence Fishburne) Wick das Leben gerettet hat, trainierte dieser nach seiner Genesung seine Fertigkeiten. Er sucht den Ältesten (George Georgiou) in der Wüste Jordaniens auf und richtet ihn ohne mit der Wimper zu zucken mit einem Kopfschuss hin, was natürlich auch die Hohe Kammer auf den Plan ruft, die dem durchtriebenen Imperator Marquis de Gramont (Bill Skarsgård) alle Sonderrechte eingeräumt hat, um das Ärgernis John Wick endlich zu den Akten legen zu können. Nachdem der Marquis das New Yorker Continental-Hotel von Winston (Ian McShane) dem Erdboden gleichgemacht, den Manager Winston exkommuniziert und den Concierge Charon (Lance Reddick) erschossen hat, findet Wick Zuflucht im Continental-Hotel seines alten Freundes Shimazu (Hiroyuki Sanada) in Osaka, wo allerdings auch kurz darauf die von dem Hünen Chidi (Marko Zaror) angeführte Einsatztruppe des Marquis eintrifft und Wick in die Flucht treibt, so dass immer mehr Killer aus ihren Verstecken kriechen, um sich das auf Wick ausgesetzte Kopfgeld in Höhe von 20 Millionen Dollar zu verdienen.
Zu ihnen zählt auch Niemand (Shamier Anderson), der mit seinem scharf abgerichteten Hund allerdings darauf wartet, dass das Kopfgeld noch in die Höhe getrieben wird, was er dadurch forciert, indem er Wicks Gegner sukzessive ausschaltet, bis er sich selbst als Wicks Killer einen Namen gemacht hat.
John wurde unterdessen durch Winston auf einen möglichen Ausweg für seinen aussichtslosen Kampf gegen den Marquis gebracht: ein rituelles Duell, bei dem ein Mann sterben muss, während dem anderen die Freiheit gewährt wird. Da John ohne seine Zugehörigkeit zur Organisation Ruska Roma diesen Vorschlag allerdings nicht in der Hohen Kammer vorbringen kann, reist er nach Berlin, um in seine ehemalige Familie wieder aufgenommen zu werden.
Katia (Natalia Tena), die Vorsitzende der Ruska Roma, stellt John eine Rückkehr in Aussicht, sollte er den Mörder ihres Vaters zur Strecke bringen. Nach erfolgreicher Absolvierung des Auftrages wird John wieder in die Ruska Roma aufgenommen und sein Duell-Ersuchen der Hohen Kammer übermittelt. Die hat mittlerweile Wicks ehemaligen besten Freund, den blinden Caine (Donnie Yen), rekrutiert, um Wick auszuschalten, doch der Marquis will um jeden Preis ein Duell verhindern und Wick vorher schon zur Strecke bringen. Also erhöht er das Kopfgeld auf Wick und lässt so alle möglichen Killer die Spur von Wick in Paris aufnehmen…
Kritik:
Im Grunde setzt sich die Story der vorangegangenen drei „John Wick“-Filme auch im 4. Kapitel fort.
Shay Hatten („Army of the Dead“, „Day Shift“) und Michael Finch („Hitman: Agent 47“, „American Assassin“) versuchen mit ihrem Drehbuch gar nicht erst, besonders ausgefallene Story-Twists zu kreieren, sondern setzen alles auf gnadenlos brillant inszenierte Action am laufenden Meter, und das über eine für ein Action-Film erstaunlich lange Distanz von fast drei Stunden Laufzeit.
Regisseur Chad Stahelski und sein Kameramann Dan Laustsen, der seit Kapitel 2 für den famosen „John Wick“-Look verantwortlich zeichnet, punkten zwar wie gewohnt mit einer abwechslungsreich inszenierten Action-Choreografie, nehmen sich aber viel Zeit, auch die großartigen Kulissen in New York, Jordanien, Osaka, Berlin und Paris in all ihrer Pracht entfalten zu lassen.
Natürlich ist es kompletter Nonsens, dass John Wick nur mit einem schusssicheren Maßanzug und diversen Handwaffen die Armeen an Killern niedermetzelt, ohne selbst nennenswerte Wunden davonzutragen. Selbst einen Sturz aus einem höheren Stockwerk eines Hauses überlebt Wick ohne spürbare Blessuren. Aber wer sich auf einen Action-Feuerwerk à la „John Wick“ einlässt, kümmert nicht die Glaubwürdigkeit, sondern allein die Action. In dieser Hinsicht reiht sich in Kapitel 4 ein Höhepunkt an den nächsten. Vor allem der Shootout am Pariser Triumphbogen mit etlichen Körpern, die durch den Aufprall mit vorbeifahrenden Autos durch die Gegend fliegen, bleibt einem dabei nachhaltig im Gedächtnis. Das Finale überrascht dann wieder mit einer fast meditativen Gelassenheit mit einem wunderschönen Sonnenaufgang und einem ungewöhnlichen Duell, das mit einer schönen Pointe endet.
Auch wenn die „John Wick“-Reihe selbst mit dem 4. Kapitel zu Ende gegangen sein sollte, sind neben der parallel zum Filmstart gestreamten Spin-Off-Mini-Serie „The Continental“ weitere Spin-Offs im Gespräch.
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