Marlowe

Raymond Chandlers Philip Marlowe zählt fraglos zu den prominentesten Privatdetektiven der Literatur- und Filmgeschichte. Die sieben zwischen 1939 und 1958 veröffentlichten Romane des 1959 verstorbenen Autors wurden vielfach mit Hauptdarstellern wie Robert Mitchum, Elliott Gould, James Garner und James Caan verkörpert. Unerreicht bleibt aber Humphrey Bogarts Darstellung Marlowes in Howard Hawks‘ „Tote schlafen fest“ (1946). Nun hat sich der irische Filmemacher Neil Jordan („The Crying Game“, „Interview mit einem Vampir“) mit „Marlowe“ an die Verfilmung von John Banvilles unter dem Pseudonym Benjamin Black veröffentlichten Marlowe-Roman „Die Blonde mit den schwarzen Augen“ gemacht und seinen „Michael Collins“-Star Liam Neeson in der Titelfigur besetzt. 

Inhalt: 

Los Angeles im Jahr 1939. Der unehrenhaft aus dem Polizeidienst entlassene Privatdetektiv Philip Marlowe (Liam Neeson) staunt nicht schlecht, als die attraktive Blondine Clare Cavendish (Diane Kruger) in sein Büro schneit und ihn damit beauftragt, ihren Liebhaber Nico Peterson (François Arnaud) aufzufinden. Abgesehen von dem üppigen Vorschuss, den die Tochter eines früheren Leinwandstars (Jessica Lange) auf den Tisch legt, ist Marlowe von der ausdrucksstarken Persönlichkeit der blonden Schönheit mit den dunklen Augen angetan. Bei seinen Recherchen erfährt Marlowe schnell, dass der als Requisiteur in den Pacific Film Studios arbeitende Peterson vor dem exklusiven Corbata Club von einem Auto überfahren wurde, nachdem er betrunken auf die Straße gestürzt war. Obwohl der Wagen über den Kopf des Opfers fuhr, hat ihn offenbar Petersons Schwester Lynn (Daniela Melchior) ebenso identifizieren können wie Floyd Hanson (Danny Huston), der Besitzer des Clubs. 
Leider erfährt Marlowe etwas verspätet von seiner Mandantin, dass sie Peterson nach seinem angeblichen Tod noch gesehen hat, als er in Tijuana an ihr vorbeifuhr. Offenbar war Peterson noch in andere Geschäfte verwickelt als in der Filmbranche in einem unbedeutenden Job seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Marlowe kommt einem Komplott um kriminelle Machenschaften auf die Spur, bei denen eine Menge Geld im Spiel ist. Je mehr sich Marlowe mit Leuten wie Hanson und dem Gangsterboss Lou Hendricks (Alan Cumming) anlegt, desto mehr ist auch sein eigenes Leben in Gefahr… 

Kritik: 

Nachdem Robert B. Parker erst Chandlers Fragment zu „Poodle Springs“ vollendet hatte und dann mit „Tote träumen nicht“ einen autorisierten Marlowe-Roman nachlegte, übernahm 2014 John Banville das Zepter und legte mit „The Black-Eyed Blonde“ die Vorlage für Neil Jordans Film vor. 
Liam Neeson, der nach der „96 Hours – Taken“-Trilogie von Produzent Luc Besson zum alternden Action-Helden avancierte, darf sich mit seinen über siebzig Lebensjahren nun in etwas ruhigeren Gefilden bewegen, auch wenn er in „Marlowe“ sporadisch demonstrieren darf, dass er sein Action-Handwerk noch nicht verlernt hat. 
Schauspielerisch wird er indes kaum gefordert. Neil Jordan und sein versierter Kameramann Xavi Giménez („Der Maschinist“, „Agora – Säulen des Himmels“) scheinen sich mehr auf die stimmungsvollen Kulissen von Hollywood kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs, auf die Welt der Schönen und Reichen zu konzentrieren, während sie ihren Titelhelden von einer Spur zur nächsten hetzen lassen, um die einzelnen Puzzleteile zusammenzufügen. Das ist alles recht gemächlich und vorhersehbar inszeniert. Einzig der coole Look und der gut aufgelegte Cast um die beiden Blondinen, tatsächlich wie Mutter und Tochter aussehenden Jessica Lange („Frances“, „Wenn der Postmann zweimal klingelt“) und Diane Kruger („Sehnsüchtig“, „Inglourious Basterds“) mit einem herrlich diabolischen Alan Cumming („James Bond 007 – GoldenEye“, „X-Men 2“) als Gangsterboss entschädigen für die müde Story.  

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