Du kannst anfangen zu beten

Charles Bronson hatte seine ersten beiden bemerkenswerten Auftritte in André De Toths „Das Kabinett des Professor Bondi“ und „Von der Polizei gehetzt“ (beide 1953), ehe er vor allem in Western wie „Dieser Mann weiß zuviel“, „Massai – Der große Apache“, „Der einsame Adler“ und „Vera Cruz“ besetzt wurde, von Roger Corman 1958 in „Das Raubtier“ seine erste Hauptrolle bekam und als vielbeschäftigter Darsteller Rollen in Klassikern wie „Die glorreichen Sieben“, „Gesprengte Ketten“ und „Das dreckige Dutzend“ mitwirkte. Sein französischer Kollege Alain Delon wiederum schaffte 1960 mit der Patricia-Highsmith-Adaption „Nur die Sonne war Zeuge“ (1960) den Durchbruch und war fortan in Meisterwerken wie „Rocco und seine Brüder“, „Sonnenfinsternis“, „Der Leopard“, „Lautlos wie die Nacht“ und „Der eiskalte Engel“ zu sehen. 1968 waren die beiden Stars erstmals gemeinsam vor der Kamera vereint, in Jean Hermans Heist Movie „Du kannst anfangen zu beten“

Inhalt: 

Nachdem sie gemeinsam im Algerien-Krieg gekämpft haben, macht der skrupellose Söldner Franz Propp (Charles Bronson) dem Arzt Dino Barran (Alain Delon) das Angebot, bei seinem nächsten Coup mitzuwirken, doch Barran, der während des Krieges zu einem verbitterten Zyniker geworden ist, will davon nichts wissen. Propps und Barrans Wege kreuzen sich eher zufällig, als Propp auf der Suche nach einem anderen Arzt ausgerechnet in dem Gebäude auf Barran trifft, als dieser im Auftrag der mysteriösen Isabelle (Olga Georges-Picot) eine Stelle als Arzt in einem großen Geschäftsgebäude annimmt. Der Clou besteht darin, dass sich Barrans Praxisraum direkt neben einem Tresorraum liegt. Doch Isabelle ist gar nicht daran interessiert, das darin befindliche Geld in ihren Besitz zu bringen, sondern gestohlene Aktien wieder dort zu deponieren. 
Allerdings gelingt es ihr, nur einen Teil der Tresorkombination in Erfahrung zu bringen. Barran will die Weihnachtstage dazu nutzen, die fehlenden Zahlen durch das schlichte Ausprobieren der 10.000 möglichen Kombinationen herauszubekommen, doch taucht dabei Propp, der sich zuvor als Zuhälter in höheren gesellschaftlichen Kreisen betätigt hat, unvermittelt auf und wird so zu seinem unfreiwilligen Komplizen. Immerhin können sich die beiden so unterschiedlichen Männer beim Herausfinden der richtigen Zahlenkombination abwechseln. Dabei ahnen sie nicht, dass sie beide Opfer eine Intrige geworden sind… 

Kritik: 

Es ist allein den beiden charismatischen Stars zu verdanken, dass „Du kannst anfangen zu beten“ überhaupt bekannt geworden ist, denn der behäbig und unglaubwürdig inszenierte Plot ist nicht dazu bestimmt, weder die Massen noch die Cineasten zu begeistern. Die Einführung der beiden „Freunde“ findet quasi nicht statt. Nach ihrer Heimkehr aus dem Algerienkrieg wechseln Propp und Barran nur wenige Worte, weil Barran deutlich macht, nichts mehr mit Propp, der für Geld alles zu machen scheint, zu tun haben will. 
Auch im weiteren Verlauf der Geschichte wird nie aufgeklärt, wie die beiden Männer miteinander bekannt geworden sind, welches Schicksal sie jeweils und gemeinsam geteilt haben. Stattdessen demonstriert nur ein halb versteckter Waffendeal am Kai, dass die beiden überhaupt miteinander vertraut sind. So ganz überzeugend wirkt auch der weitere Werdegang der beiden Männer nicht. Barran lässt sich von einer hübschen Frau zu einem dreitägigen Job überreden, ohne dass für ihn dabei etwas herausspringt, stattdessen aber das Risiko eingeht, beim Tresorknacken erwischt zu werden. 
Propps Betätigung im Prostitutionsgewerbe verströmt immerhin einen leicht exotischen Touch, doch so richtig in Fahrt sollte die Geschichte kommen, sobald Propp und Barran gemeinsam den Tresor zu knacken versuchen. Doch die ideale Chance, die beiden Protagonisten näher vorzustellen und sie in der schweißtreibenden Hitze dort einem dramatischen Höhepunkt entgegenzutreiben, wird sträflich verschenkt. Stattdessen bekommt man zwar die nackten, schwitzenden Oberkörper der beiden Filmstars präsentiert, jedoch keine spannende Story. 
Drei Jahre später hatten Bronson und Delon das Glück, dieses traurige Zwischenspiel mit dem Western „Rivalen unter roter Sonne“ vergessen zu machen.  

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