Tage am Strand

Ihre Schauspielkarriere begann die aus Luxemburg stammende Anne Fontaine mit den beiden Erotikfilmchen „The Last Romantic Lover“ (1978) und David Hamiltons „Zärtliche Cousinen“ (1980). Und auch als Regisseurin fand Fontaine immer wieder zu den erotischen Verwicklungen der Liebe zurück, wie ihre bekannteren Filme wie „Eine saubere Affäre“ (1997) und „Nathalie – Wen liebst Du heute Nacht?“ (2003) dokumentieren. 2013 nahm sie sich der Novelle „The Grandmothers“ der Literatur-Nobelpreisträgerin Doris Lessing an. Mit ihren beiden Hauptdarstellerinnen Robin Wright und Naomi Watts, einer paradiesischen Kulisse an der australischen Ostküste und einem Drehbuch, an dem der zweifache Oscar-Preisträger Christopher Hampton („The Father“, „Abbitte“, „Gefährliche Liebschaften“) mitgewirkt hat, konnte bei „Tage am Strand“ eigentlich wenig schiefgehen, oder etwa doch? 

Inhalt: 

Schon als Kinder waren Lil (Naomi Watts) und Roz (Robin Wright) unzertrennliche Freundinnen, die das Leben an der paradiesischen Ostküste Australiens in vollen Zügen genossen haben. Nun leben sie nebeneinander in zwei Häusern am Strand. Als Lils Ehemann bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommt, sind Lils und Roz‘ Söhne Ian (Xavier Samuel) und Tom (James Frecheville) schon fast erwachsen und ebenfalls beste Freunde. Doch als Roz‘ Ehemann Harold (Ben Mendelsohn) das Angebot erhält, an der Universität von Sydney als Schauspiellehrer zu arbeiten, will Roz das ihr so vertraute und geliebte Umfeld nicht verlassen. Lils Sohn Ian nutzt Harolds Abwesenheit, um eine Affäre mit der besten Freundin seiner Mutter anzufangen. Tom beobachtet, wie seine Mutter Ians Zimmer verlässt und versucht ebenfalls, sich wiederum Lil zu nähern, die seine Avancen jedoch zunächst abweist. Als sie seinem Drängen schließlich doch nachgibt und alle vier sich mit dem Arrangement abfinden können, genießen die vier unbeschwerte Sommer, bis Tom ebenfalls nach Sydney geht, um dort Schauspielerei zu studieren und sich in seine gleichaltrige Kollegin Mary (Jesscia Tovey) verliebt und Ian von Roz den Laufpass bekommt. 
Auf der Hochzeit von Tom und Mary lernt Ian Hannah (Sophie Lowe) kennt und beginnt mit ihr eine eher halbherzige Beziehung, da er das Aus seiner Affäre mit Roz noch längst nicht verkraftet hat. Doch glücklich ist mit der neuen Beziehungskonstellation niemand… 

Kritik: 

Doris Lessing, die 2013, also im Jahr des Filmstarts, im Alter von 94 Jahren verstorben ist, wäre wenig begeistert von der Filmadaption ihrer 2003 veröffentlichten Novellen-Sammlung „The Grandmothers“, denn Anne Fontaine reduziert ihren Film auf die rein erotischen Aspekte der fast schon inzestuösen Beziehungen zwischen den befreundeten Müttern und dem jeweiligen Sohn ihrer Freundin. 
Die emotionalen Konflikte, die damit einhergehen, werden dabei nur am Rande thematisiert und beschränken sich auf fast schon banale, skizzenhafte Dialoge vor allem zwischen Lil und Roz. Die beiden männlichen Jung-Darsteller Xavier Samuel („Eclipse – Biss zum Abendrot“, „Herz aus Stahl“) und James Frecheville („Peaky Blinders“, „Königreich des Verbrechens“) dürfen vor allem ihre muskelgestählten Körper beim Surfen und am Strand präsentieren, bleiben aber im Vergleich zu den beiden Hauptdarstellerinnen sehr blass. Dass Naomi Watts („Mulholland Drive“, „King Kong“) und Robin Wright („Message in a Bottle“, „Pippa Lee“) ihr ganzes schauspielerisches Können in die Waagschale werfen, um aus dem oberflächlichen Erotik-Drama kein Fiasko werden zu lassen, zählt neben der atemberaubenden, paradiesischen Kulisse zu den raren Höhepunkten des zwar sonnig grell fotografierten, aber überraschend seelenlosen Soft-Erotik-Dramas.  

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