Underworld: Aufstand der Lykaner

Nach zwei erfolgreichen „Underworld“-Filmen, in denen der Leinwand-Regie-Neuling Len Wiseman eine neue Mythologie von dem Aufeinandertreffen von Vampiren und Werwölfen (Lykanern) erschaffen hat, folgte 2009 mit „Underworld: Aufstand der Lykaner“ ein Prequel, das ein in „Underworld“ bereits kurz angerissenes Thema in den Mittelpunkt stellt: Die verbotene Beziehung zwischen Sonja, der einzigen Tochter des Vampirkönigs Viktor, mit dem Werwolf Lucian. Allerdings musste dieses Prequel sowohl ohne Regisseur Len Wiseman als auch ohne seine Hauptdarstellerin und Ehefrau Kate Beckinsale auskommen. 

Inhalt: 

Der von einer Werwölfin geborene Lucian (Michael Sheen) ist der erste seiner Art, der seine Verwandlung in einen Werwolf selbst zu steuern. Viktor (Bill Nighy), einer der drei Anführer der Vampire, nutzt die außergewöhnliche Stärke des Lykaners dazu, weitere Werwölfe nach Lucians Vorbild zu erschaffen, um sie als Sklaven für seine eigene Rasse zu halten, damit sie die Vampire vor den Werwolf-Bestien in den Wäldern rund um das Schloss beschützen. Währenddessen verüben „wilde“ Werwölfe, die umgewandelten Opfer von William, dem ersten Werwolf, aus den Wäldern heraus Übergriffe auf Siedlungen, in denen die Menschen leben, die vor allem in den örtlichen Silberminen arbeiten und gezwungen sind, im Gegenzug für den Schutz, den die Vampire ihnen gegenüber den wilden Bestien gewähren, einen Großteil der Schätze Viktors Vampiren zu überlassen. Lucian wird mit einem Dornenhalsband ebenfalls wie ein Sklave gehalten. Dass er mit Viktors rebellischer Tochter Sonja (Rhona Mitra) ein heimliches Verhältnis unterhält, darf niemand erfahren, da die verbotene Vermischung der Blutlinien mit dem Tod bestraft wird. 
Eines Nachts missachtet Sonja erneut die Anweisungen ihres Vaters und schließt sich einem Geleitschutz für mehrere menschliche Adlige an, die ihre Tributzahlungen zum Konvent bringen. Als die Vampire von einer Übermacht der wilden Werwölfe überfallen werden, kommt ihnen Lucian gerade rechtzeitig zur Hilfe, nachdem er sich verbotenerweise der Halsfessel entledigt hat. Obwohl Lucian das Leben von Viktors Tochter rettet, wird er mit Auspeitschung, dem Verlust aller seiner Privilegien und verschärfter Gefangenschaft bestraft. Dank der Unterstützung des Vampir-Chronisten Tannis (Steven Mackintosh), der als einziger um das Geheimnis der verbotenen Liebe weiß und es auch bewahrt, damit er es zu gegebener Zeit gegen Sonjas Sitz im Rat eintauschen kann, gelingt Lucian ein weiteres Mal die Flucht. Der mittlerweile misstrauisch gewordene Viktor beißt seine Tochter und erfährt durch ihre ihn durchströmenden Erinnerungen von der verbotenen Liaison zwischen ihr und Lucian. In den Wäldern versammelt Lucian derweil seine Werwolf-Brüder und plant einen Angriff auf seine ehemaligen Peiniger… 

Kritik: 

Verschiedene Aspekte der Jahrhunderte währenden Geschichte der Vampire und Lykaner wurden bereits in den ersten beiden „Underworld“-Filmen kurz angeschnitten, so Viktors Verrat an Selene, deren Familie er erst ausrottete, um dann Selene ein Vater zu sein, oder Viktors Anweisung, dass Lucian seinen wilden Bruder William töten soll. Letztlich war es aber Viktors Reaktion auf die Romanze zwischen Lucian und Sonja, die den Lykaner gegen den Anführer der Vampire aufbrachte. Dieser Aspekt der jahrhundertealten Fehde zwischen Vampiren und Lykanern steht im Mittelpunkt des Prequels, das diesmal nicht von Len Wiseman, sondern von dem Franzosen Patrick Tatopoulos inszeniert wurde. Ebenso wie Wiseman hat Tatopoulos zuvor nur einige Musikvideos gedreht, dafür aber langjährige Erfahrungen als Creature Designer („Pitch Black“, „I Am Legend“, „Silent Hill“) und Produktionsdesigner („Independence Day“, „Dark City“, „I, Robot“). 
Gerade diese Fertigkeiten spielt er auch in „Underworld: Aufstand der Lykaner“ aus, doch bleiben dabei das Drama der Geschichte und die Charaktere auf der Strecke. Da der Ausgang der Geschichte zwischen Lucian und Sonja durch die ersten beiden „Underworld“-Filme bekannt ist, kommt in dieser Hinsicht keine Spannung auf. Statt aber die zutiefst tragische Romeo-und-Julia-Geschichte oder das Verhältnis zwischen der Herrenrasse der Vampire und den versklavten Werwölfen einzugehen, fokussiert sich Tatopoulos ganz auf die zugegebenermaßen eindrucksvoll inszenierten Kampfszenen. 
Der düstere, Blaufilter-geprägte Look ist mittlerweile zum Markenzeichen der „Underworld“-Reihe geworden und überzeugt auch hier, die Musik von „Underworld“-Komponist Paul Haslinger etwas weniger. Lieferte er zum ersten Film noch scheppernde Electro-Rhythmen und ein schönes Liebesthema, das auch im zweiten, von Marco Beltrami vertonten Score wiederkehrte, plätschert seine meist rein elektronisch produzierte Musik recht wirkungslos vor sich hin. 
So begeistern neben dem Look vor allem die beiden Hauptdarsteller. Bill Nighy („Alles eine Frage der Zeit“, „Tatsächlich… Liebe“) fasziniert als skrupelloser Vampirfürst ebenso wie Michael Sheen („Frost/Nixon“, „Die Queen“) als furchtloser Lykaner, der die Fesseln seiner Sklaverei abstreift. Rhona Mitra als Sonja wurde wahrscheinlich wegen ihrer Ähnlichkeit zu Kate Beckinsale in der Rolle der abtrünnigen Tochter besetzt, bleibt aber ebenso blass wie die meisten ihrer männlichen Kollegen, von denen die meisten in den Action-Szenen verheizt werden. Dabei hätte gerade aus der Rolle des Chronisten Tannis, der bereits in „Underworld: Evolution“ eine tragende Rolle verkörperte, mehr herausgeholt werden können. 
„Underworld“-Fans werden trotzdem gut bedient mit diesem unterhaltsamen Fantasy-Action-Spektakel, das nahezu im Dreijahres-Takt mit einer Fortsetzung aufwartet. 2012 sollte noch „Underworld: Awakening“ und 2016 „Underworld: Blood Wars“ folgen, beide zum Glück wieder mit Kate Beckinsale in der weiblichen Hauptrolle.  

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