Der Exorzist II - Der Ketzer

Mit einem geschätzten Budget von 11 Millionen US-Dollar spielte William Friedkins verstörender Horror-Schocker „Der Exorzist“ (1973) weltweit über 440 Millionen Dollar ein, wurde mit zwei Oscars (für Drehbuch und Ton) ausgezeichnet und avancierte nach „Der Pate“ zum dato erfolgreichsten Film überhaupt. Nachdem die Verfilmung von William Peter Blattys Bestseller eine ganze Reihe spiritistischer Horror-Filme nach sich zog, kam 1977 das nicht unerwartete Sequel „Der Exorzist II – Der Ketzer“ in die Kinos. Zwar übernahm mit John Boorman („Point Black“, „Beim Sterben ist jeder der Erste“) ein versierter Filmemacher die Regie, doch wirkt sein Werk im Vergleich zu Friedkins Meisterwerk nur verworren. 

Inhalt: 

Nach der erfolgreichen Teufelsaustreibung vor vier Jahren, die der ausübende Priester Marrin (Max von Sydow) mit dem Leben bezahlen musste, ist aus Regan MacNeil (Linda Blair) eine hübsche Teenagerin geworden, die ein normales Leben führt. Als die 16-Jährige aber von fürchterlichen Albträumen heimgesucht wird, nimmt sich die Psychiaterin Dr. Gene Tuskin (Louise Fletcher) ihrer an. Mithilfe eines Synchronisators, einem elektronischen Gerät mit zwei grell blinkenden Lampen, hypnotisiert die Ärztin die Patientin Regan, sollen die von Regan verdrängten Erlebnisse der Vergangenheit aufgearbeitet werden. Währenddessen wird Pater Lamont (Richard Burton) damit beauftragt, den Tod von Pater Merrin zu untersuchen und dabei zu klären, wie Regan MacNeil vom Dämon Pazuzu besessen werden konnte. Auf seiner Reise nach Äthiopien trifft Lamont auf den Einheimischen Kokumo (James Earl Jones), der ebenfalls wie Regan von Pazuzu besessen war. Mal erscheint ihm der weise Kokumo als wilder Eingeborener, mal als Arzt im weißen Kittel. 
Durch den rationalen Mediziner Kokumo erfährt Pater Lamont, dass der Dämon in Form von Heuschrecken auf der Welt umherirrt. Unterdessen wird Regan wieder vom Dämon befallen. Pater Merrin erscheint Lamont in einer Vision und bittet ihn, sich um Regan zu kümmern. Der Theologe Lamont, der sich durch eine erneute Anwendung des Hypnose-Synchronisators vorübergehend in einem nicht ansprechbaren Trance-Zustand befindet, reist mit Regan nach Washington in jene Stadtvilla, in deren Schlafzimmer das Mädchen Regan die erste dämonische Heimsuchung durchlitt… 

Kritik: 

Zwar wurde die damals zwölfjährige Regan am Ende von „Der Exorzist“ von dem Dämon befreit, der von ihr Besitz ergriffen hatte, doch den Eindruck, dass der Glaube und die mit dem Exorzismus verbundenen Riten das Böse besiegt hätten, hinterließ der Film nicht. Insofern überrascht es nicht, dass auch in der Fortsetzung neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Apparaturen (wie der Synchronisator) im Wettstreit mit der Religion und dem Glauben liegen. 
Allerdings ist dem Broadway-Autor William Goodhart keine so tiefsinnige und anregende Geschichte eingefallen, die widerstreitenden Aspekte der Besessenheit schlüssig zusammenzubringen. Seine eindrucksvollsten Momente hat „Der Exorzist II – Der Ketzer“, wenn Kokumo von Pazuzus Herrschaft über die Heuschrecken berichtet und in der Gestalt des Wissenschaftlers nach Möglichkeiten forscht, den Fresstrieb der Insekten zu stoppen. Doch selbst hier wirken die Special Effects längst nicht so gut herausgearbeitet wie im Vorgänger-Film. 
Die schwierigen Produktionsbedingungen mit kurzfristigen Änderungen der Drehorte und des Drehbuchs machen sich leider auch im Endprodukt bemerkbar. Boormans Film wirkt nie wie aus einem Guss, verplempert viel zu viel Zeit mit den effektheischenden Methoden, mit Hilfe des sogenannten Synchronisators Pater Lamont an Regans Träumen teilhaben zu lassen, und findet keine ernstzunehmende Struktur, die Aspekte rationaler Erklärungen und religiöser Überzeugungen in einen sinnvollen Austausch zu bringen. 
Charismatische Darsteller wie Richard Burton und Max von Sydow wirken völlig unterfordert bzw. scheinen sich zurecht fehl am Platze zu fühlen. Da kann selbst der stimmungsvolle Score des versierten Ennio Morricone nichts mehr retten. 

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