My Soul to Take

Wes Craven hat das Horror-Kino bereits seit den 1970er Jahren mit Genre-Meilensteinen wie „Das letzte Haus links“, „Hügel der blutigen Augen“, „Nightmare – Mörderische Träume“ und schließlich „Scream“ maßgeblich mitgeprägt. Bevor er 2011 mit „Scream 4“ seinen letzten Beitrag zu dem erfolgreichen Franchise und damit auch seinen finalen Film präsentierte, bevor er 2015 im Alter von 76 Jahren verstarb, legte er mit „My Soul to Take“ (2010) einen seinen schwächsten Werke vor, das wie ein kruder Mix aus Versatzstücken seiner früheren Arbeiten wirkt. 

Inhalt: 

Im Jahr 1994 wird die Kleinstadt Riverton von einem Serienkiller terrorisiert, der aufgrund seiner Vorgehensweise, seine Opfer mit einem Messer abzustechen als „Riverton Ripper“ bezeichnet wird. Auf dem Bild einer Überwachungskamera kann zwar nicht der Täter, jedoch seine Mordwaffe identifiziert werden, ein Klappmesser mit dem eingravierten Schriftzug „Vengeance“ auf der Klinge. Als die Polizei nach einer Alarmierung das Haus von Abel Plenkov (Raúl Esparza) stürmt, hat dieser bereits seine schwangere Frau getötet und erhebt gerade das Messer gegen seine kleine Tochter, als er von den Cops erschossen wird. Mit einer Adrenalin-Injektion wieder ins Leben zurückgeholt, wird Plenkov ins Krankenhaus gefahren, doch nach einem Unfall gelingt dem an einer schizophrenen dissoziativen Identitätsstörung leidenden Killer die Flucht in den angrenzenden Wald, nachdem er geschworen hat, eines Tage zurückzukehren, um sein blutiges Werk zu vollenden. 
Eigentlich hätte der Killer seinen schweren Verletzungen erlegen sein müssen, doch seine Leiche wurde nie gefunden… Sechzehn Jahre später feiern sieben Kinder, die in der Nacht des Verschwindens des Riverton Rippers geboren wurden, mit ihren Freunden am Wrack des ausgebrannten Krankenwagens von damals eine Geburtstagsparty, bei der diesmal der schüchterne Adam „Bug“ Plankov (Max Thieriot) an der Reihe ist, einen als Ripper verkleideten Kumpel zurück in den Fluss zu verbannen. Doch bevor es dazu kommt, sprengt die Polizei die Party. Als einer der Teenager nicht nach Hause zurückkehrt und wenig später ermordet aufgefunden wird, sind sich sowohl die Polizei als auch die noch übrigen sechs Geburtskinder darüber einig, dass der Riverton Ripper entweder noch am Leben ist und wie versprochen die Neugeborenen in der Nacht seines mutmaßlichen Ablebens tötet oder dass sein Geist in einen der Teenager gefahren ist, um sein Werk zu vollenden… 

Kritik: 

Gelang es dem Altmeister des Horror-Kinos mit „Scream“ (1996) noch einmal, dem Horror-Genre neuen Akzente zu verleihen und den Whodunit-Slasher-Plot augenzwinkernd mit klugen selbstreferentiellen Verweisen zu würzen, hat er sich mit den nachfolgenden Genre-Beiträgen „Red Eye“, „Verflucht“ und nun eben „My Soul to Take“ nur noch als mehr oder weniger solider Handwerker erwiesen, der die Spielregeln des Horrorfilms beherrscht, ohne ihm aber noch neue Akzente verleihen zu können. 
Schon der Auftakt zu „My Soul to Take“ wirkt wenig gelungen. Ohne lange Einführung der Protagonisten präsentiert Craven, der auch das Drehbuch geschrieben hat, einen Mann, der offenbar unter einer schizophrenen dissoziativen Identitätsstörung leidet und keine Ahnung hat, woher das Messer in seiner Hand kommt, das eben gerade noch im Fernsehen als Tatwaffe des Riverton Rippers präsentiert wurde. So wie Craven dem Publikum das Abschlachten seiner schwangeren Frau erspart, zeigt sich „My Soul to Take“ auch im späteren Verlauf im Vergleich zu ähnlichen Produktionen mit recht hohem Gore-Gehalt ungewöhnlich blutleer. Das trifft leider auch auf den Plot zu, der sich vor allem um die Frage dreht, ob der Riverton Ripper in Fleisch und Blut zurückgekehrt ist oder ob sein Geist in einen der sieben Geburtstagskinder gefahren ist – und wenn ja, in welchen! 
Bis zur kompliziert und wenig überzeugend gestalteten Auflösung im Finale macht uns Craven mit den Eigenheiten der Clique vertraut, die sich die „Riverton Sieben“ nennen. Allerdings nimmt sich der Film nicht die Zeit, diese oft schrulligen, dann wieder stereotypen Figuren näher vorzustellen. Bevor der Plot einen Groove entwickeln kann, wird plötzlich ein neues Opfer gefunden und das Ratespiel fortgesetzt, wer hinter dem Killer in dem merkwürdigen Vogelkostüm steckt.  
„My Soul to Take“ lässt so ziemlich alles vermissen, was Cravens Meisterwerk „Scream“ noch ausgemacht hat: überzeugende Figuren, eine gelungene, wohl dosierte Mischung aus Slasher-Horror, Spannung und Humor, eine stimmige Atmosphäre sowie eine intelligente Auflösung.  

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