Underworld: Evolution

Len Wiseman wusste die Gunst der Stunde gut zu nutzen. Die mit seinem Co-Autor Kevin Grevioux entwickelte Idee, Vampire und Werwölfe in einem modernen Action-Horror-Film aufeinander loszulassen, ging voll auf. „Underworld“, der 2003 von Wiseman selbst mit 22 Millionen Dollar realisierte Clash zweier Urgattungen der Horror-Mythologie, spielte weltweit nahezu das Fünffache seines Produktionsbudgets ein und machte ein Sequel quasi unumgänglich. Mit mehr als dem doppelten Budget ausgestattet lieferte Wiseman 2006 mit „Underworld: Evolution“ ein noch actionlastigeres Spektakel folgen, das wieder mit der kampflustigen Amazone Kate Beckinsale in der Hauptrolle und einem schicken Look überzeugt, aber deutliche Mängel im Plot-Aufbau aufweist. 

Inhalt: 

Nachdem die seit sechshundert Jahren aktive Todeshändlerin Selene (Kate Beckinsale) für den Verrat des Vampir-Ältesten Viktor (Bill Nighy), der ihre ganze Familie ausgelöscht hatte, getötet hat, befindet sie sich mit ihrem Lover und einzigen Verbündeten, dem Vampir-Werwolf-Hybriden Michael Corvin (Scott Speedman), auf der Flucht sowohl vor den Erzfeinden der Lykaner als auch vor ihren rachsüchtigen Vampir-Genossen. 
Während Selene und Michael sich im Untergrund von Budapest verstecken und Michael mühsam erlernt, dass er sich für sein Überleben fortan von Blut ernähren muss, wird der Vampirfürst Marcus (Tony Curran) versehentlich erweckt, als das Blut eines lykanischen Handlangers in sein Grab tropfte. Von dem Vampir-Chronisten Tanis (Steven Mackintosh), den Selene einst auf Viktors Befehl in die Verbannung schickte, erfährt die Todeshändlerin, dass Marcus seinen Bruder William (Brian Steele), den Stammvater der Werwölfe, aus dem Gefängnis befreien will, das Viktor einst von Selenes Vater für ihn bauen ließ. Damit William und Marcus zukünftig über eine neue Generation von Hybriden herrschen können, braucht Marcus jedoch zwei Teile eines mechanischen Schlüssels, die sich mittlerweile im Besitz von Selene und Alexander Corvinus (Derek Jacobi) befinden – und den Aufenthaltsort des Sarkophags, in den William gesperrt wurde… 

Kritik: 

Nach der urbanen, von Blaufiltern geprägten Atmosphäre in dem für einen Action-Film günstig produzierten „Underworld“ durfte sich Len Wiseman in der ersten Fortsetzung „Underworld: Evolution“ ordentlich austoben. Len Wiseman und der nahezu allein für das „Underworld“-Franchise bekannte Drehbuchautor Danny McBride versprühen mit der Eröffnungssequenz aus dem Jahr 1202 n.Chr. zunächst ein wenig klassisches Vampir-Feeling in den Bergen, wo es zu einer ersten blutigen Auseinandersetzung zwischen den Vampiren und Werwölfen kommt und die Saat für den Konflikt zwischen Viktor und den beiden Brüdern Marcus und William ausgebracht wird. 
In der Folge werden Informationshäppchen, die die Hintergründe der Fehde zwischen Lykanern und Vampiren einerseits aber auch zu den Intrigen innerhalb des Vampir-Klans liefern, immer durch Erinnerungen eingespeist, die ein Vampir von seinem – auch freiwilligen – Opfer aufnimmt, wenn er dessen Blut trinkt. Allerdings führen die vielen Verwicklungen und Figuren auch dazu, dass die Erzähldramaturgie nie so recht an Fahrt aufnimmt, weil immer wieder neue Aspekte des Verrats und ungeahnter Verknüpfungen enthüllt werden. 
Für eine ausführliche Auseinandersetzung mit den einzelnen Elementen fehlt allerdings die Zeit, schließlich will dem Publikum ja bei einer Viertelstunde kürzeren Laufzeit dennoch mehr Action geboten werden. Hier halten Wiseman und sein Kameramann Simon Duggan („I, Robot“, „Der große Gatsby“) ordentlich drauf. Die Romanze zwischen Selene und Michael wird auch nur wenig weiter entwickelt, aber immerhin um eine Bettszene angereichert. 
Doch mehr als den männliche Sidekick von Wisemans frisch angeheirateten Hauptdarstellerin zu spielen, wird Speedman („The Strangers“, „Crimes of the Future“) nicht zugestanden. Etwas unglücklich ist auch die Figur von Michaels Vorfahren Alexander Corvinus in den Handlung eingebettet. Kaum ist Corvinus als mysteriöser Entscheidungsträger eingeführt, scheidet er auch schon aus dem Spiel aus, und auch William und Marcus sind eher physisch präsent, als dass sie der Geschichte Gewicht verleihen. 
Am Ende ist es wieder die taff in ihrem hautengen schwarzen Gothic-Kostüm agierende Kate Beckinsale („Pearl Harbor“, „Aviator“), die mit ihrer sexy Ausstrahlung und ihrer erstaunlichen Kampfkraft die Aufmerksamkeit des Zuschauers fesselt. Natürlich ist die an sich faszinierende Geschichte noch längst nicht zu Ende erzählt. Ein wenig geradliniger hätte der 2. Teil des Franchises allerdings schon ausfallen können...  

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