Underworld: Awakening

Len Wiseman, Drehbuchautor, Regisseur und Produzent der ersten beiden „Underworld“-Filme, hatte den über Jahrhunderte andauernden Kampf zwischen der Herrenrasse der Vampire und den als Sklaven gehaltenen Lykanern/Werwölfen von vornherein als Trilogie angelegt, doch der anhaltende Erfolg des schicken Fantasy-Horror-Action-Spektakels machte natürlich den Weg für weitere Fortsetzungen frei. Nachdem das Prequel „Underworld: Aufstand der Lykaner“ (2009) ohne Kate Beckinsale auskommen musste, kehrte sie für den vierten Film der Reihe, „Underworld: Awakening“ (2012), wieder auf das Schlachtfeld zurück, das diesmal nicht wie sonst von einem Regie-Neuling inszeniert wurde, sondern von dem schwedischen Duo Måns Mårlind und Björn Stein, die zumindest neben ihren Fernseh-Erfahrungen die beiden Genre-Werke „Storm“ (2005) und „Shelter“ (2010) in ihrer Werksbiografie aufweisen konnten. 

Inhalt: 

Nach Jahrhunderten, in denen Vampire und Lykaner um die Vorherrschaft kämpften, haben die Menschen entdeckt, dass zwei Mutationen des Homo sapiens jahrhundertelang unentdeckt auf der Erde lebten. Nach einer beispiellosen Säuberungsaktion stehen beide Rassen kurz vor der Auslöschung. 
Auf der Flucht vor ihren menschlichen Häschern wird die vampirische Todeshändlerin Selene (Kate Beckinsale) gefasst und jahrelang in einem Labor des mächtigen Biotec-Konzerns Antigen gefangenengehalten, wo die von Dr. Jacob Lane (Stephen Rea) angeführten Forscher mit ihrer DNA experimentieren. 
Als Selene nach zwölfjähriger Kältestarre erwacht, erinnert sie sich an ihre letzte Begegnung mit ihrem Geliebten Michael (Scott Speedman), den sie für tot hält. Sie flieht aus dem Labor in den Untergrund, wo sie auf der Suche nach den Umständen von Michaels Tod sowohl auf den Vampir David (Theo James) als auch ein Mädchen namens Eve (India Eisley) trifft, die sich als ihre Tochter entpuppt und die erste Mischung aus Vampir und Lykaner darstellt. David führt Selene und Eve zu dem von seinem Vater Thomas (Charles Dance) angeführten Orden, der sich in einer Grotte unter einem Staudamm versteckt hält. Während Thomas seine spärliche Schar an überlebenden Vampiren zu schützen versucht, unterstützt David Selenes Plan, gegen die Lykaner zu kämpfen, die längst dabei sind, aus dem Untergrund heraus nach der Macht zu streben – mit tatkräftiger Unterstützung von Dr. Lane und seinem Sohn Quint (Kris Holden-Ried), die mit dem Blut von Eve eine neue Rasse von Super-Lykanern heranzüchten wollen… 

Kritik: 

Nachdem „Underworld: Aufstand der Lykaner“ die melodramatische Vorgeschichte zu „Underworld“ und damit Viktors Verrat an Selene und seinen Ziehsohn Lucian thematisierte, knüpft „Underworld: Awakening“ fast nahtlos an „Underworld: Evolution“ an. Diesmal befinden sich aber sowohl die Vampire als auch die Lykaner im Kampf ums Überleben. Mårlind und Stein halten sich allerdings nicht groß mit dem Kontext der Geschichte auf, sondern gehen mit ihrer 3D-Inszenierung von Beginn an in die Vollen, also mitten in die Ausspähung, Identifizierung und Tötung der Vampire und Lykaner durch die Menschen, die mit UV-Licht- und Silbernitrat-Munition bestens ausgerüstet sind und idealerweise die Kreaturen der Nacht einfach ans Tageslicht zerren, wo zumindest die Vampire effektvoll zu Staub zerfallen. 
Auf der anderen Seite steht natürlich der aussichtslos erscheinende Kampf der Vampire gegen die mit Vampir-DNA aufgepeppten Lykaner im Mittelpunkt der Story. Hier legt Kate Beckinsale („Pearl Harbor“, „Van Helsing“) als Kampf-Amazone im hautengen Lack- und Leder-Kostüm gegenüber ihren ersten beiden Auftritten noch eine ordentliche Schippe drauf. Allerdings bleibt bei den ganzen Kampfsequenzen kaum Raum, um die Beziehung zwischen Selene und ihrer Tochter tiefergehend zu thematisieren, auch nicht die Konfrontation zwischen Thomas und seinem Sohn David anlässlich der Verteidigungstaktik gegen die stärker werdenden Lykaner. 
Dafür wäre der Auftritt von Detective Sebastian (Michael Ealy) zu vernachlässigen, da er die Handlung mit seinen Ermittlungen zum beobachteten Verschwinden von „Subjekt 1“, wie Selene bei Antigen bezeichnet worden ist, wenig vorantreibt. Er ist letztlich nur eine Figur mehr, die im Kampf gegen die Lykaner mit einer Waffe Position bezieht. 
So interessant der Aspekt auch ist, dass die mythologischen Wesen in „Underworld: Awakening“ ihren Platz unter den Menschen behaupten müssen, machen Mårlind und Stein zu wenig aus dem Stoff und protzen stattdessen mit krachenden Action-Sequenzen, in denen vor allem Beckinsale als Selene demonstrieren darf, was sie so auf dem Kasten hat. Ihre starke Präsenz lässt jedoch nicht vergessen, dass mit Bill Nighy und Martin Sheen zwei prägende Figuren der ersten „Underworld“-Filme nicht mehr dabei sind. Charles Dance („Die letzten Tage in Kenya“, „Last Action Hero“) ist als neuer Vampir-Anführer ebenso völlig unterfordert wie Stephen Rea („Die Zeit der Wölfe“, „The Crying Game“) als diabolischer Forscher. 
So bleibt auch der vierte Film der Reihe dem bewährten Konzept treu, schick fotografierte Action zwischen nach wie vor faszinierenden Archetypen des Horror-Kinos zu präsentieren, ohne die dramatischen Dimensionen der Story auszuloten.  

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