Saw III
Mit dem Torture-Porn-Meilenstein „Saw“ ist den beiden Australiern James Wan und Leigh Whannell 2004 ein gewaltiger Überraschungserfolg gelungen, der zumindest bis 2010 jedes Jahr zu Halloween eine Fortsetzung generierte. Dabei hat sich das moralisch fragwürdige Konstrukt des todkranken Jigsaw, mit Bedacht ausgewählte Menschen wieder zur Wertschätzung ihres Lebens zurückzuführen, indem er sie auf schmerzlich-grausame Weise mit dem Tod konfrontiert, bereits mit dem ersten Sequel totgelaufen. Nun scheint es nur noch darum zu gehen, dem nervenstarken Publikum immer ausgefallenere Todesfallen zu präsentieren.
Inhalt:
Auf der Suche nach ihrem vermissten Kollegen Detective Eric Matthews (Donnie Wahlberg) gerät Kerry (Dina Meyer) selbst in die Fänge von Jigsaw (Tobin Bell), der die Polizistin damit konfrontiert, dass sie kein Gefühl mehr für die Lebenden habe, sondern sich nur noch um die Toten kümmere. Am letzten Tatort, wo ein Mann nach Ablauf des einminütigen Countdowns von einer Explosion getötet wurde, hatte Kerry noch festgestellt, dass die Handschrift eine andere sei als bei den vorangegangenen Jigsaw-Todesfallen, denn selbst wenn sich das Opfer rechtzeitig von den Ketten losgerissen hätte, die seinen Körper in dem Raum fixierten, konnte er nicht entkommen, da die Tür zugeschweißt war.
Wie Kerry auf grausame Weise am eigenen Leib erfahren muss, hat Jigsaws hörige Komplizin Amanda (Shawnee Smith) Apparaturen entwickelt, die ein Entkommen unmöglich machen.
Nun verschleppt sie die Ärztin Dr. Lynn Denlon (Bahar Soomekh) in Jigsaws Folterlabor, wo sie der Ärztin einen explosiven Halskranz umlegt, der mit dem Monitor verbunden ist, der Jigsaws Vitalfunktionen anzeigt. Um selbst am Leben zu bleiben, muss Dr. Denlon den todkranken Krebspatienten am Leben erhalten.
An der zweiten Front verschafft Amanda dem verbitterten Vater Jeff (Angus Macfadyen) die Chance, sich für den Unfalltod seines geliebten Sohnes zu rächen. Jigsaw und Amanda präsentieren ihm in Folterfallen Schlüsselpersonen, die für das Ableben mitverantwortlich sind. Doch nur wenn es Jeff gelingt, diesen Menschen zu verzeihen, wird auch er das Spiel um Leben und Tod gewinnen können…
Kritik:
Mit Leigh Whannell und James Wan sind die „Saw“-Schöpfer als Drehbuchautoren zu „Saw III“ zugekehrt, nachdem Whannell bei „Saw II“ noch als Co-Autor neben Regisseur Darren Lynn Bousman tätig gewesen war. Die einzige interessante Weiterentwicklung ist das Ausloten der ungewöhnlichen Beziehung zwischen Jigsaw und Amanda, die gleich zweimal den Folter-Parcours ihres Herrn und Meisters überlebt hat und nun dazu auserkoren ist, Jigsaws Mission fortzuführen.
Sowohl die Autoren als auch Regisseur Bousman, der seine noch ausgereiften Fertigkeiten beim dritten Teil verfeinern durfte, setzen voraus, dass das Publikum die ersten beiden Teile gesehen hat, denn in einzelnen Rückblenden werden immer wieder Schlüsselszenen gerade des ersten „Saw“-Films aufgeklärt.
Ansonsten bewegt sich „Saw III“ auf zwei Ebenen. Während auf der einen Seite Dr. Denlon, die in einer handfesten Ehekrise feststeckt, alles versucht, Jigsaws Leben zu verlängern und sich dabei gezwungen sieht, den Schädel des Todgeweihten aufzubohren und aufzusägen, wird auf der anderen Seite der von Rachsucht getriebene Jeff auf einen Parcours geschickt, der ihn mit einer flüchtigen Augenzeugin, dem verantwortlichen Richter und schließlich mit dem Täter selbst konfrontiert.
Diese Stationen bieten den „Saw“-Fans wieder die ausgefallensten Todesfallen, die allerdings zum zynischen Selbstzweck verkommen und nie auch nur im Ansatz die ausgeübte Gewalt hinterfragen lassen. Immerhin haben es die Filmemacher diesmal geschafft, mit der attraktiven Ärztin wenigstens eine Sympathiefigur zu implementieren, die sich wohltuend von dem ansonsten ebenso tristen wie tödlichen Ambiente abhebt.
Davon abgesehen bietet „Saw III“ wenig Potenzial, um noch qualitativ annehmbare Fortsetzungen nach sich ziehen zu können, außer dass man sich ganz auf noch grausamere Foltermethoden konzentriert.
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