Hostel

Mit dem dreckigen Low-Budget-Slasher „Cabin Fever“ hat Eli Roth weniger die Kritiker, dafür aber ein spezielles Publikum begeistern können. Der wenig originelle, aber blutgewaltige Backwoods-Horror gefiel allerdings auch Quentin Tarantino, der seinen Namen gern dafür hergab, Roth‘ nachfolgenden Film „Hostel“ zu präsentieren. Immerhin hat der junge Filmemacher einige Lehren aus seiner Erfahrung mit „Cabin Fever“ gezogen und sich sichtlich mehr Mühe gegeben, glaubwürdige Charaktere zu entwickeln und den Gore-Anteil akzentuierter zu inszenieren. 

Inhalt: 

Die beiden amerikanischen Rucksacktouristen Paxton (Jay Hernandez) und Josh (Derek Richardson) haben auf ihrem Weg nach Europa mit dem Isländer Oli (Eythor Gudjonsson) unterwegs einen Sinnesgenossen gefunden, mit dem sie sich nun in Amsterdam vor allem an Hasch und Mädchen berauschen wollen. Auf ihrem Zimmer im Hostel beobachten sie nicht nur, wie sich gerade ein vollgedröhntes Paar miteinander im Bett vergnügt, sondern sie lernen auch den Russen Alex (Lubomir Bukovy) kennen, der ihnen von besonders schönen und ebenso willigen Frauen in Osteuropa vorschwärmt. Mit einer anregenden Fotoreihe auf seinem Handy hat Alex die drei Freunde schnell überzeugt, weiter nach Bratislava zu ziehen. 
In ihrem Zugabteil schwärmt ihnen auch ein holländischer Geschäftsmann (Jan Vlasák) von den Frauen dort vor, so dass Paxton, Josh und Oli ihre Aufregung kaum noch zügeln können. Offensichtlich haben weder Alex noch der ältere Herr im Zug zu viel versprochen, denn kaum haben die Jungs im Hostel eingecheckt, werden sie von ihren beiden hübschen Zimmergenossinnen Natalya (Barbara Nedeljakova) und Svetlana (Jana Kaderabkova) auch schon eingeladen, sie mit in den Wellness-Bereich zu begleiten. Doch einer Nacht voller Party, Alkohol, Drogen und Sex ist Oli auf einmal verschwunden. Als sich Josh und Paxton auf die Suche nach ihm machen, landen sie nach einer wilden Odyssee auf einem abgewrackten Industrie-Gelände, wo reiche Ausländer einer besonders ausgefallenen Leidenschaft nachgehen… 

Kritik: 

Im Gegensatz zu seinem wenig überzeugenden Erstling, aber auch zum erfolgreichen „Saw“-Franchise wollte Eli Roth mit seinem Film „Hostel“ einen realistischeren Hintergrund für seine Geschichte schaffen. Das gelingt ihm vor allem durch die lange, über halbstündige Einführung, in der Roth seine drei Protagonisten als lebenslustige, humorvolle junge Männer vorstellt, die in Europa vor allem Spaß mit Mädchen haben wollen. 
Dass diejenigen, die dieses hedonistische Ansinnen mit Nachdruck verfolgen bzw. sogar als Geschäftsidee verfolgen, am Ende größtenteils selbst Opfer dieser Sex- und Profitgier bedienenden Maschinerie werden, gehört zu den makabren und ironischen Untertönen des atmosphärisch dichten und für das Genre sogar recht gut gespielten Films - unter den Nebendarstellern finden sich auch so prominente Darsteller wie „Suits“-Anwalt Rick Hoffman und der japanische Filmemacher Takashi Miike („Audition“, „13 Assassins“). 
Eli Roth, der auch für das Drehbuch verantwortlich ist, entwickelt ein gutes Gespür für die Sprache und das Leben junger Erwachsener, die für ihre oberflächlichen Vergnügungen selbst in entlegenste Gegenden reisen und jede Vorsicht fahren lassen, wenn nur ein Stück nacktes Fleisch dort auf sie wartet. Geschickt lädt Roth sein Publikum zunächst ein, als Voyeur selbst Teil dieser Party-Launen zu werden, und so lässt er die Kamera weit länger als noch bei „Cabin Fever“ über nackte Körper und deren Vereinigung gleiten. Die Stimmung beginnt erst allmählich zu kippen, als Paxton und Josh ihren vermissten isländischen Kumpel suchen und dabei einem Mann folgen, den sie aufgrund der orangen Jacke für Oli halten. 
Das Foltermuseum, das sie während dieser Verfolgung betreten, gibt den Zuschauern einen ersten leichten Vorgeschmack auf das, was sie in der zweiten Hälfte des Films erwartet. Und hier hält Roth im Gegensatz zu „Cabin Fever“ eben nicht voll auf die Szenen drauf, in denen abgestumpfte Geschäftsleute den ultimativen Kick darin finden, gegen eine entsprechende Gebühr Menschen mit einem imponierenden Arsenal an Werkzeugen und Waffen zu foltern und zu töten. 
Allein die düstere Atmosphäre der verlassenen Kellerverliese und die qualvollen Schreie der Opfer reichen schon aus, das Grauen zu spüren, dem die meist jungen Menschen ausgesetzt sind. Dazu noch das Bild eines abgetrennten Kopfes oder zweier Finger, die einer Motorsäge zum Opfer gefallen sind, und schon ist das Torture-Porn-Szenario perfekt. Da ist von dem Humor und der guten Feier-Laune, die noch in der ersten halben Stunde vorherrschten, absolut nichts mehr übrig, die Stimmung vollkommen gekippt. 
So ist Eli Roth mit „Hostel“ tatsächlich ein kleines Genre-Juwel gelungen, das sich nicht nur auf das bloße Gemetzel stürzt, sondern darüber hinaus auch eine fesselnde Geschichte erzählt und ein wenig Kritik an einer hedonistischen Gesellschaft zum Ausdruck bringt, für die nur noch oberflächliche Reize interessant sind – egal zu welchem Preis.  

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