Saw
Auch wenn es bereits in früheren Horrorfilmen wie Wes Cravens „Das letzte Haus links“ (1972) und Umberto Lenzis „Die Rache der Kannibalen“ (1981) Szenen mit ausgeprägten Todesfolterszenen zu sehen gab, wurde erst 2006 der Begriff des Torture Porn geprägt, als eine ganze Reihe von expliziten Splatter-Streifen in den Kinos angelaufen waren. Neben Rob Zombies „The Devil’s Rejects“, Greg McLeans „Wolf Creek“ und Eli Roths „Hostel“ (alle 2005) war es vor allem James Wans „Saw“ aus dem Jahr 2004, das dieses Subgenre mitbegründete und bis heute acht Sequels nach sich ziehen konnte.
Inhalt:
Als Adam (Leigh Whannell) und Lawrence (Cary Elwes) in einem versifften Keller-Verlies mit den Füßen an stabile Heizungsrohre gekettet aufwachen, können sie sich nicht erinnern, wie sie in diesem Albtraum landen konnten. Dass zwischen ihnen in der Mitte des Raums eine blutüberströmte Leiche mit einem Revolver in der einen und einem Mini-Cassettenrecorder in der anderen Hand liegt, macht die Situation nicht angenehmer. Nachdem sich die beiden Gefangenen einander vorgestellt haben, suchen sie gemeinsam nach Möglichkeiten, sich zu befreien. Einen ersten Anhalt dazu liefern die Cassetten, die ihnen ihr unbekannter Peiniger in die Hosentaschen gesteckt hat. Als es ihnen gelingt, das Tonbandgerät des Toten an sich zu bringen und die Cassetten abzuspielen, erhalten Adam und Lawrence Hinweise auf eine mögliche Rettung, beispielsweise Sägen, die zwar zu stumpf sind, um die Ketten zu durchtrennen, aber dazu verwendet werden können, sich die Füße abzusägen.
Auf jeden Fall ist schnelles Handeln angesagt, denn beiden Männern bleibt nur eine bestimmte Zeit, um sich zu befreien – oder einander zu töten. Wie sich herausstellt, sind Adam und Lawrence Opfer eines krebskranken Serienkillers namens Jigsaw (Tobin Bell) geworden, der unmoralischen Menschen einen Ausweg bietet, das Leben wieder schätzen zu lernen.
Nachdem Lawrence Zugang zu einem Handy gefunden hat, informiert ihn Jigsaw, dass er seine Frau (Monica Potter) und seine Tochter nur wiedersieht, wenn er Adam in der vorgegebenen Zeit tötet. Für Adam ist Dr. Lawrence Gordon übrigens kein Unbekannter. Der Fotograf wurde zuvor damit beauftragt, den Arzt bei seinen Seitensprüngen zu fotografieren. Er war für den Cop Tapp (Danny Glover) und seinen Partner Sing (Ken Leung) auch zunächst Verdächtiger in einem Fall, der schließlich auch auf Jigsaws Konto ging…
Kritik:
Nachdem die beiden Australier James Wan und Leigh Whannell 2003 einen Kurzfilm namens „Saw“ erfolgreich promoten konnten, wurde ihnen ein Budget von 1,2 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt, um einen Kinofilm aus dem Stoff zu produzieren. Während Wan zusammen mit seinem Kumpel das Drehbuch schrieb, übernahm Wan bei „Saw“ die Regie, Whannell eine der Hauptrollen. Dabei funktioniert ihr Horror-Schocker gleich auf mehreren Ebenen und entpuppt sich als geschickt konstruierter Whodunit-Thriller mit ausgefeilten Rätseln, perfiden Todesfallen und Zusammenhängen, die erst mit den sukzessive eingestreuten Rückblenden und dem Wechsel der Erzählperspektiven erklärt werden.
Der Zuschauer ist anfangs ebenso ahnungslos wie die beiden eingesperrten Protagonisten, die sich schnell als unsympathische Figuren herausstellen. In Jigsaws Augen hätten sowohl der Paparazzi Adam als auch der selbstgefällige, fremdgehende Arzt es verdient zu sterben. Auch wenn sich das Geschehen zunächst auf den versifften Kellerraum konzentriert, wird die Perspektive nach und nach erweitert, wobei zum einen kurz angerissen wird, dass der tödlich an Krebs erkrankte Jigsaw für die Folter verantwortlich ist, zum anderen aber auch Tapps Jagd nach dem Killer zunehmend in den Fokus rückt. Der Wechsel zwischen den Zeit- und Erzählebenen erlaubt es, immer wieder einige der raffinierten Tötungsmechanismen einzubauen, die sogar eine der Protagonistinnen, die drogenabhängige Amanda (Shawnee Smith), überlebt hat.
Natürlich bietet die pseudophilosophische Erklärung von Jigsaws Handeln nur eine unzureichende Rechtfertigung für die grausamen Folterapparaturen, aber spannend ist die Jagd nach Jigsaw und die allmähliche Auflösung der Handlung allemal. Dafür sorgen die teilweise recht schnellen Schnitte ebenso wie Charlie Clousers nervenaufreibender Synthi-Score und die rockigen Töne von Pitbull Daycare, Front Line Assembly und Fear Factory.
Das Finale wartet zudem mit einem raffinierten Clou auf, der den Weg für weitere Fortsetzungen ebnete. Schließlich spielte der Film weltweit über 100 Millionen Dollar ein.
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