Dominion: Exorzist - Der Anfang des Bösen
Mit seinen Drehbüchern zu Klassikern wie „Yakuza“, „Taxi Driver“, „Schwarzer Engel“ und „Wie ein wilder Stier“ avancierte Paul Schrader in den 1970er Jahren zu einem der angesagtesten Autoren in Hollywood. Seine Regie-Karriere verlief allerdings weniger bemerkenswert. Nachdem er Ende der 1970er Jahre angefangen hatte, einige seiner Skripte selbst zu verfilmen, erlebte Schrader sein größtes Desaster, als er mit „Dominion: Exorzist - Der Anfang des Bösen“ das Prequel zu William Friedkins phänomenal erfolgreichen Horror-Schocker „Der Exorzist“ (1973) inszenieren sollte. James G. Robinsons Produktionsfirma Morgan Creek entschloss sich, den Film nach den enttäuschenden Testvorführungen nicht in die Kinos zu bringen. So wurde mit Action-Routinier Renny Harlin ein neuer Regisseur engagiert, der mit seinem Film „Exorzist: Der Anfang“ mehr Horror, Action und Gewalt in die Geschichte bringen sollte und 90 Prozent des Materials neu drehte. Nachdem Schrader durchsetzen konnte, dass sein Film wenigstens auf Video veröffentlicht wird, muss man feststellen, dass sich Morgan Creek und Warner komplett auf ein Prequel hätten verzichten können.
Inhalt:
Nachdem Pater Lankester Merrin (Stellan Skarsgård) zum Ende des Zweiten Weltkriegs nicht verhindern konnte, dass Nazis Unschuldige hinrichteten, um den Mord an einem ihrer Offiziere zu sühnen, arbeitet er als Archäologe. Als sich der desillusionierte Priester 1947 für eine Expedition im Turkana-Gebiet in Britisch Ost-Afrika anheuern lässt, stößt er auf eine im Wüstensand vergrabene byzantinische Kirche. An seine Seite bekommt er den jungen Theologen Pater Francis (Gabriel Mann), der die Ausgrabungen beobachten und im Dorf eine Schule einrichten soll.
Merrin und Francis betreten schließlich eine Kirche, die reich mit kostbaren Mosaiken verziert ist, die auf eindringliche Weise die Schlacht zwischen Erzengel Michael und Luzifer darstellen. Imposante Statuen bewachen still ihre Pforten. Unterhalb der Kirche finden die Forscher eine Gruft mit Überresten eines satanischen Opferrituals. Den Wissenschaftlern wird allmählich klar, dass die Kirche nie für Gottesdienste vorgesehen war, sondern als Siegel für die Gruft und dessen Inhalt diente.
Als Merrin den missgebildeten, einheimischen Jungen Cheche (Billy Crawford) zusammengeschlagen auffindet, bittet er die Krankenschwester Rachel (Clara Bellar) um Hilfe.
Derweil bewacht das britische Militär die ausgegrabene Kirche, um sie vor Plünderern zu schützen. Doch ausgerechnet aus den eigenen Reihen können zwei Soldaten der Versuchung nicht widerstehen, kommen aber bei dem Raub mysteriös ums Leben. Das britische Militär verdächtigt die Einheimischen des Mordes, es kommt zur Eskalation, als der ranghohe Major Granville (Julian Wadham) eine Frau aus dem Dorf erschießt. Derweil häufen sich die unheimlichen Vorkommnisse: Rinder töten die sie angreifenden Hyänen und laben sich an ihrem vergifteten Fleisch, Cheches Gesundheitszustand verschlechtert sich, und Pater Francis glaubt, vom Teufel besessen zu sein…
Kritik:
Die von William Wisher („Terminator 2: Tag der Abrechnung“, „Judge Dredd“) und Caleb Carr („Die Einkreisung“) entwickelte Story erzählt die Vorgeschichte von Pater Merrin, der in Friedkins „Der Exorzist“ von Max von Sydow dargestellt und nach seiner Ausgrabungsarbeit im Irak damit beauftragt wurde, der zwölfjährigen Regan den Dämon Pazuzu auszutreiben.
Im Gegensatz zu Friedkins Meisterwerk und den nachfolgenden, eher durchschnittlichen Sequels konzentriert sich Schrader in „Dominion: Exorzist - Der Anfang des Bösen“ auf die psychologischen Aspekte hinsichtlich der Natur des Bösen. Merrins ursprüngliche Auffassung, dass Gott es den Menschen überlassen habe, zwischen Gut und Böse zu entscheiden, wird während des Zweiten Weltkriegs in Frage gestellt und mit der Annahme konfrontiert, dass es das Böse per se auf der Welt gibt.
Die Freilegung einer byzantinischen Kirche, die offensichtlich kurz nach ihrer Fertigstellung verschüttet worden ist, bestärkt Merrin in dem Glauben, dass die für christliche Kirchen absolut untypischen Mosaiken und Statuen etwas Böses in Schach halten sollen, das nun durch die Freilegung Besitz von einigen Menschen nimmt.
Gerade im Vergleich zu den weniger gelungenen Sequels von John Boorman und William Peter Blatty überzeugt Schraders Film zumindest durch eine kohärente Dramaturgie und Inszenierung, auch wenn die Spannung und auch der Horror dabei vollkommen auf der Strecke bleiben. Selbst im Finale bleibt eine gruselige Atmosphäre aus. Obwohl auf psychologische Tiefe angelegt, bleiben die Figuren und ihre Beziehungen zueinander recht blass. Das trifft vor allem auf die angedeutete Romanze zwischen Merrin und der Krankenschwester Rachel zu, während die britischen Soldaten sogar erschreckend eindimensional gezeichnet sind.
Nach dem enttäuschenden Verlauf, den das „Exorzist“-Franchise über die Jahre genommen hat, darf man gespannt sein, was David Gordon Green mit seinem geplanten Reboot bewirkt, nachdem er bereits John Carpenters „Halloween“ mit einer sehenswerten Trilogie auffrischen konnte.
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