Music of the Heart

Über zwanzig Jahre lang hat sich Wes Craven einen Namen mit Filmen gemacht, die das Publikum nicht mehr ruhig schlafen ließen. Der Terror wartete in der Großstadt („Das letzte Haus links“), in der Wüste („Hügel der blutigen Augen“), in Alpträumen („Nightmare – Mörderische Träume“) und unter den Studenten einer amerikanischen Kleinstadt („Scream“). 1999 – zwischen „Scream 2“ und „Scream 3“ - wagte der Altmeister des Schreckens mit „Music of the Heart“ den Sprung ins dramatische Fach und nahm sich der wahren Geschichte einer Geigenlehrerin an, die New Yorker Ghetto-Kids die Liebe zum Musizieren beibringt. 

Inhalt: 

Als Ehefrau eines Marine-Soldaten ist die Violin-Lehrerin Roberta Guaspari (Meryl Streep) zwar viel in der Welt herumgekommen, konnte aber weder ihre Karriere als professionelle Violinistin noch als Lehrkraft voranbringen. Nach der Trennung von ihrem Mann, der Roberta wegen einer gemeinsamen Freundin verlassen hat, steht die nun alleinziehende Mutter von zwei Jungen vor der Herausforderung, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Durch ihren Jugendfreund Brian (Aidan Quinn) lernt sie Janet (Angela Bassett) kennen, die in East Harlem eine öffentliche Schule leitet. Doch erst als Roberta mit ihren zwei Söhnen ihre Fähigkeiten mit einem Musikstück unter Beweis stellt, erhält sie einen Aushilfsvertrag. 
Wider Erwarten wird das von Roberta entwickelte und drei Schulen umfassende „East Harlem Violin Program“ zu einem vollen Erfolg. Doch nach zehn Jahren droht dem Programm durch Budgetkürzungen das Aus. Roberta setzt jedoch alles darum, um den Erhalt des Programms zu kämpfen. Durch die Fotografin Dorothea van Heften, die mit berühmten Geiger Arnold Steinhardt verheiratet ist, wird ein Benefizkonzert veranstaltet, bei dem Robertas Schützlinge von so prominenten Musikern wie Isaac Stern und Itzhak Perlman unterstützt werden… 

Kritik: 

Wes Craven hat „Music of the Heart“ nach Allan Millers für einen Academy Award nominierten Dokumentarfilm „Small Wonders“ (1995) inszeniert, wobei Pamela Gray („A Walk on the Moon“, „Betty Anne Waters“) die Story allerdings stark verkitscht hat. Mit Superstar Meryl Streep („Die Brücken am Fluss“, „Von Löwen und Lämmern“) hat „Music of the Heart“ ein Gesicht, das die Geschichte über Mut und die alles verbindende Kraft der Musik mühelos zu transportieren versteht. Allerdings ist das Drama von Beginn an sehr seicht inszeniert. 
Da wird das Klischee der alleinerziehenden weißen Mutter, die für ihre Vision über sich hinauswächst, doch arg überstrapaziert. Das Glück bzw. die richtigen Beziehungen stehen ihr dabei natürlich stets zur Seite, anfangs das Wiedersehen mit ihrem zum Schriftsteller avancierten Jugendfreund Brian, der zufällig eine Schulleiterin kennt, die sich für Robertas Engagement erwärmen kann, dann die Bekanntschaft einer Fotografin, die Roberta die Welt der Elite-Musiker eröffnet. 
Wie Roberta in einem Schwarzen-Viertel die Kinder vor dem Abdriften in die Gang-Kriminalität bewahrt, indem sie ihnen das Violine-Spielen beibringt, wirkt wie Weichspülgang und spiegelt kaum die tristen Zustände und die Renitenz der Schüler wider, mit denen es die ambitionierte Lehrerin sicher zu tun hatte. Selbst die romantische Beziehung zu Brian wird in ihrer Problematik, dass sich Brian nicht fest binden mag, kaum vertieft. 
Immerhin sorgen die musikalischen Darbietungen – für die Meryl Streep in kürzester Zeit das Violine-Spielen lernen musste – für reichlich kitschiges Wohlbehagen, das allerdings durch die metaphorische Wunderwaffe, für die Violine als Heilmittel gegen Drogen und Gewalt herhalten muss, arg verwässert wird.  
Wes Craven hat also seine Erfahrung mit dem Wohlfühl-Melodram gemacht. Zum Glück hat er daraus seine Lehren gezogen und sich fortan wieder ausschließlich um das Genre gekümmert, das ihm seit jeher am Herzen liegt.  

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