Psycho II

1960 schuf Alfred „Master of Suspense“ Hitchcock mit „Psycho“ einen Klassiker des psychologischen Horrorfilms und bescherte dem überzeugenden Hauptdarsteller Anthony Perkins die Rolle seines Lebens. Als es in den 1980er Jahren Mode in Hollywood wurde, Fortsetzungen von erfolgreichen Horrorwerken wie „Halloween“ und „Freitag der 13.“ zu drehen, erinnerte man sich natürlich auch an „Psycho“, ohne den die Slasher von John Carpenter, Sean S. Cunningham und Konsorten kaum möglich gewesen wären. Was Richard Franklins „Psycho II“ vor allem interessant macht, ist die Tatsache, dass nach mehr als zwanzig Jahren sowohl Anthony Perkins als auch Vera Miles für die Fortsetzung zur Verfügung standen. 

Inhalt: 

Norman Bates (Anthony Perkins) wird nach zweiundzwanzig Jahren aus der Psychiatrie entlassen, nachdem sein Arzt, Dr. Raymond (Robert Loggia) dem Gericht glaubhaft versichern konnte, dass Normans geistige Gesundheit wieder hergestellt sei. Lila Loomis (Vera Miles), die Schwester eines von Normans Opfern, findet mit ihren lautstarken Protesten kein Gehör, will die Sache aber nicht auf sich beruhen lassen. Während sie sich in einem Hotel in der Stadt niederlässt, kehrt Norman in das nunmehr seit Jahren unbewohnte Haus seiner Mutter und das heruntergekommene Motel zurück, das von dem schmierigen Warren Toomey (Dennis Franz) zu einem Stundenhotel umfunktioniert wurde. Norman kündigt Toomey mit sofortiger Wirkung und nimmt eine Stelle als Hilfskraft in einem Schnellrestaurant an. Sowohl der Geschäftsführer Statler (Robert Alan Browne) als auch seine langjährige Angestellte Mrs. Spool (Claudia Bryar) kennen Normans Vorgeschichte, sind aber davon überzeugt, dass jeder eine zweite Chance verdiene. Norman arbeitet sich gut ein und freundet sich mit der Kellnerin Mary (Meg Tilly) an. Als er erfährt, dass ihr Freund Schluss mit ihr gemacht hat und sie nicht mehr in die gemeinsame Wohnung zurückkehren kann, bietet er ihr ein kostenloses Zimmer in seinem Hotel an, dem er wieder zu altem Glanz verhelfen will. 
Doch die Eingewöhnung in ein normales Leben fällt Norman schwerer als erhofft, zumal er Zettel mit Botschaften seiner toten Mutter und Anrufe von ihr erhält. Es häufen sich aber noch andere merkwürdige Ereignisse. So findet Norman eines Tages das Zimmer seiner Mutter wie früher hergerichtet vor. Als sowohl Toomey als auch ein Teenager vermisst wird, gerät Norman natürlich sofort unter Verdacht, doch Mary verleiht ihm vor Sheriff Hunt (Hugh Gillin) ein Alibi. Das bewahrt Norman jedoch nicht davor, wieder seinen Verstand zu verlieren… 

Kritik:

Wie um zu unterstreichen, welch gewaltige Bürde auf einer Fortsetzung von Alfred Hitchcocks Meisterwerk „Psycho“ liegt, eröffnet Richard Franklin („Link, der Butler“, „Patrick“, „F/X 2“) seinen Film mit der berühmten Duschszene, in der Janet Leigh brutal erstochen wird, bis sie leblos über dem Rand der Duschwanne zusammenbricht. Sowohl Franklin als auch sein Drehbuchautor Tom Holland („Die Klasse von 1984“, „Fright Night“) versuchen aber gar nicht erst, in die übergroßen Fußstapfen des Spannungsmeisters zu treten, sondern bemühen sich vor allem darum, Normans Rückkehr in ein normales Leben und die damit verbundenen Schwierigkeiten zu thematisieren. 
Dabei wird überzeugend herausgearbeitet, dass die Bewohner in Normans Heimatstadt nicht vergessen haben, was er vor über zwanzig Jahren angerichtet hat, und während einige der Überzeugung sind, dass Norman genug für seine Taten gesühnt hat, tragen ihm andere seine Verbrechen noch immer nach. 
Dass „Psycho II“ überhaupt funktioniert, ist vor allem Anthony Perkins zu verdanken, der seinen eindringlich gespielten Part in „Psycho“ noch einmal gekonnt weiterentwickelt. Dabei findet Franklin das richtige Tempo, um nach Normans Eingewöhnungsphase nach und nach eine spannungsgeladene Atmosphäre aufzubauen, in der zunächst nicht deutlich wird, wer für die Morde an Toomey und den Teenager-Jungen verantwortlich ist. 
Sobald Holland und Franklin allerdings anfangen, den Whodunit-Plot mit vermeintlich trickreichen Offenbarungen zu würzen, verliert „Psycho II“ zunehmend an Glaubwürdigkeit. Im Rückblick der konstruierten Auflösung fällt sogar das ganze Kartenhaus der zuvor so sorgfältig inszenierten Spannung zusammen. Doch bis dahin unterhält „Psycho II“ mit einem bestens aufgelegten Anthony Perkins und der gelungenen Musik von Jerry Goldsmith („Das Omen“, „Rambo“). 1986 und 1990 sollten noch zwei weitere Sequels folgen, ehe Gus Van Sant 1998 ein völlig überflüssiges Remake nachlegte. 

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