Saw II

So wie Tobe Hooper („The Texas Chainsaw Massacre“), Sean S. Cunningham („Freitag der 13.“), John Carpenter („Halloween“) und Wes Craven („A Nightmare on Elm Street“) seit Ende der 1970er Jahre frischen Wind in das Horror-Genre brachten, indem sie ikonische Slasher-Figuren wie Michael Myers, Leatherface, Freddy Krueger und Jason Voorhees vor allem Teenager abschlachten ließen, etablierte Wes Craven 1996 mit „Scream“ ein weiteres erfolgreiches Horror-Franchise, das etliche Trittbrett-Produktionen nach sich zog. Es mussten schon acht weitere Jahre ins Land gehen, bis die bislang unbekannten Australier James Wan und Leigh Whannell mit ihrem Low-Budget-Kracher „Saw“ (2004) für frischen Wind in dem schon wieder blutleeren Genre sorgten und damit zugleich das Torture-Porn-Genre mitbegründeten. Die nach dem unerwartet großen Erfolg obligatorische Fortsetzung „Saw II“ kam schon ein Jahr später in die Kinos und präsentierte einige perfide Todesfallen mehr als der Vorgänger. An die Originalität des ersten Films kommt „Saw II“ allerdings nicht heran. 

Kritik: 

Detective Eric Matthews (Donnie Wahlberg) wird von seiner Kollegin Kerry (Dina Meyer) an einen besonders schaurigen Tatort gerufen. Das Opfer ist Matthews‘ Informant gewesen und wurde durch eine Todesmaske getötet, die Jigsaw (Tobin Bell) um den Kopf des Mannes angebracht hatte. Der Informant hätte sich nur retten können, wenn er innerhalb des Countdowns einen Schlüssel eingesetzt hätte, den er sich selbst aus seiner rechten Augenhöhle hätte herausschneiden müssen. Kerry weist ihren Kollegen auf einen Hinweise an der Decke des Tatorts hin, mit dem Matthews aufgefordert wird, genau hinzuschauen. Zunächst zeigt sich Matthews wenig begeistert, mit Kerry an dem Fall zu arbeiten, doch als Jigsaws Aufenthaltsort bekannt wird, schließt er sich der Spezialeinheit als Beobachter an, um das Haus zu stürmen. 
Der Killer sieht seiner Festnahme gelassen entgegen, hängt der tödlich an Krebs erkrankte Jigsaw doch am Tropf und ist zu schwach für jede Art von Flucht oder Gegenwehr. Doch einen Trumpf hat der gerissene Killer noch in der Tasche: Als das SWAT-Team Jigsaws Refugium unter die Lupe nimmt, stoßen die Cops auf eine Reihe von Computer-Bildschirmen, auf denen zu sehen ist, wie acht Personen in einem Raum gefangen sind, darunter auch Matthews Sohn Daniel (Erik Knudsen) und Amanda (Shawnee Smith), die bislang einzige Überlebende von Jigsaws diabolischen Spielchen. 
Wie Matthews von Jigsaw erfährt, atmen die acht Menschen das tödliche Nervengift Sarin ein, das sie innerhalb der nächsten Stunden innerlich verbluten lässt. Zwar öffnet sich die Tür nach draußen erst in drei Stunden, aber überall im Haus sind Spritzen mit einem Gegengift und Hinweise versteckt, mit denen die Gefangenen zu ihnen geführt werden. Eine der Spritzen befindet sich in dem Safe, der in dem zum Gefängnis umfunktionierten Raum steht und dessen Zahlenkombination in den Farben des Regenbogens im Nacken der acht Gefangenen eintätowiert ist. Statt gemeinsam die Zahlenkombination zusammenzustellen, macht sich Xavier (Franky G) systematisch daran, seine Mitgefangenen umzubringen, um an ihre Zahlen zu gelangen, wenn sie sich nicht selbst schon in tödliche Fallen begeben haben wie beispielsweise Addison (Emmanuelle Vaugier). Dann stoßen die Gefangenen auf ein Foto, das Daniel mit seinem Vater zeigt, den sie als den Cop identifizieren, der sie aufgrund fingierter Beweise festnehmen ließ… 

Kritik: 

Darren Lynn Bousman („Repo! The Genetic Opera“, „11-11-11 – Das Tor zur Hölle“) avancierte mit seinem Einstand bei „Saw II“ zu einem ständigen Begleiter des Franchises, inszenierte in der Folge noch die Teile 3, 4 und 9 und erarbeitete zusammen mit „Saw“-Co-Autor und Hauptdarsteller Leigh Whannell auch das Drehbuch zu „Saw II“
Das Sequel folgt dem Konzept des ersten Teils, dass der an einer tödlichen Krebserkrankung leidende Jigsaw Menschen dazu bringt, ihr lasterhaftes Leben zu hinterfragen und es neu zu schätzen lernen, wenn sie erst einmal leibhaftig und schmerzvoll mit dem Tod konfrontiert werden. Tobin Bell bekommt dabei mehr Leinwandzeit, um seine fragwürdigen Moralvorstellungen vor dem korrupten Detective Matthews darzulegen, den Donnie Wahlberg („The Sixth Sense“, „Kopfgeld“) mit der richtigen Mischung aus Wut und Verzweiflung überzeugend verkörpert. 
Neben dem Psycho-Duell zwischen Jigsaw und Matthews sind es aber natürlich Jigsaws acht Opfer, die die Aufmerksamkeit des Publikums fesseln. Nun steht ihnen nicht nur ein versifftes Kellerverlies, sondern ein ganzes Haus zur Verfügung, um sich einen Weg in die Freiheit zu enträtseln. Die Suche durch die labyrinthische Struktur ist mit noch perfideren Todesfallen gespickt und wartet mit Folterszenen auf, die gewiss nichts für schwache Nerven sind. 
Was „Saw II“ an Originalität gegenüber dem ersten Film vermissen lässt, wird durch den überraschenden Clou im Finale wieder wettgemacht. Die solide Inszenierung, Charlie Clousers atmosphärischer Score und die Darstellerleistungen von Tobin Bell und Donnie Wahlberg machen „Saw II“ zwar noch zu keinem Meisterwerk, aber zu einem würdigen Sequel innerhalb der Torture-Porn-Reihe.  

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