Der Exorzist III

1973 hatte William Friedkin mit der Verfilmung von William Peter Blattys Roman „Der Exorzist“ einen Meilenstein des Horrorkinos inszeniert, der sich neben zwei Oscar-Auszeichnungen (für den besten Ton und das Drehbuch von Blatty) auf die Fahnen schreiben konnte, nach „Der Pate“ der zweiterfolgreichste Film zu jenem Zeitpunkt gewesen zu sein. Vier Jahre später ließ John Boorman allerdings ein ebenso unnötiges wie verworrenes Sequel folgen, das aber noch so erfolgreich war, dass William Peter Blatty selbst es 1990 in die Hand nahm, seinen 1983 veröffentlichten Nachfolge-Roman „Legion“ zu inszenieren. Zwar ist sein Werk nicht ganz so desaströs ausgefallen wie Boormans zerfahrener Film, aber von Friedkins Meisterwerk ist es trotzdem meilenweit entfernt. 

Inhalt: 

Lieutenant William „Bill“ Kinderman (George C. Scott) ist erschüttert, als ein ihm bekannter zwölfjähriger schwarzer Junge tot aufgefunden wird. Der Junge wurde offensichtlich bei vollem Bewusstsein auf zwei Ruderpaddeln gekreuzigt und geköpft, sein Kopf durch den schwarz angemalten Kopf einer Christus-Statue ersetzt. 
Wenig später wird ein Priester in seinem Beichtstuhl bestialisch getötet aufgefunden. Die sichergestellten Fingerabdrücke deuten allerdings darauf hin, dass die Morde, die an den vor 15 Jahren zum Tode verurteilten und hingerichteten Gemini-Killer erinnern, von zwei verschiedenen Tätern ausgeführt worden sind. Als dann auch noch der mit Kinderman befreundete Priester Dyer (Ed Flanders) im Krankenhaus fachmännisch seines ganzen Blutes beraubt wird, konzentrieren sich Kindermans Ermittlungen auf das Krankenhaus und vor allem die angegliederte psychiatrische Abteilung. Dort stößt er den geheimnisvollen „Patienten X“ (Brad Dourif), in dem die Seele des totgeglaubten Pater Damien Karras zu stecken scheint… 

Kritik: 

Zwar hat William Peter Blatty seit den 1960er Jahren schon Drehbücher zu erfolgreichen Filmen wie „Ein Schuss im Dunkeln“, „Gunn“ und „Darling Lili“ von Blake Edwards und J. Lee Thompsons „Eine zuviel im Harem“ verfasst, aber erst 1980 sein Regiedebüt „The Ninth Configuration“ nach seinem eigenen Roman und Drehbuch vorgelegt. 
Unter ähnlichen Voraussetzungen ist auch sein zweiter Film entstanden. Da er Boormans Rohrkrepierer fraglos in die Tasche stecken würde, konnte er locker aufspielen. Auch wenn Regan MacNeil, das vom Dämon Pazuzu besessene Mädchen der ersten beiden Teile keine Rolle mehr spielte, finden sich doch direkte Verweise des Plots gerade auf den Original-Film wieder. Dabei wirkt „Der Exorzist III“ zunächst wie ein klassischer Whodunit-Krimi, bei dem wieder Lt. Kinderman die Ermittlungen führt. Da der frühere Kinderman-Darsteller Lee J. Cobb bereits 1976 verstorben war, übernahm George C. Scott („Patton – Rebell in Uniform“, „Haie der Großstadt“) seinen Part. Gerade die Gespräche mit dem Priester Dyer sind dabei sogar von Humor geprägt, der spätestens mit Dyers Tod aus dem Stimmungsbild des Films getilgt wird. 
Nun wird der ungläubige Cop doch mit Phänomenen konfrontiert, die sein Weltbild erschüttern. Blatty kreiert mit „Der Exorzist III“ zwar von Beginn an eine latent unheimliche Atmosphäre, verzichtet aber bis kurz vor dem Schluss auf allzu explizite Hinweise auf eine dämonische Macht, die hinter den Morden steckt. Im Finale entwickelt sich das Duell zwischen dem großartig von Brad Dourif („Einer flog über das Kuckucksnest“, „Alien – Die Wiedergeburt“) und George C. Scott zum Höhepunkt des Films, wobei Blatty mit wunderbar schaurigen Effekten das Treiben dramatisiert. 
„Der Exorzist III“ überzeugt mit seinem erfrischend anderen Ansatz und den gut aufgelegten Darstellern, doch an Friedkins Klassiker aus dem Jahr 1973 reicht der Film nicht heran. 

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