Blue Note

Seit der damals 44-jährige polnische Filmemacher Andrzej Żuławski während der Dreharbeiten zu seinem Erotik-Drama „Liebe und Gewalt“ (1985) die 18-jährige Sophie Marceau zur Freundin nahm, wurde sie zu seiner beliebtesten Muse. Es folgten „Meine Nächte sind schöner als deine Tage“ (1989) und das eigenwillige Biopic „Blue Note“ (1991), das die letzten Tage der leidenschaftlichen Beziehung zwischen dem Komponisten Chopin und der Schriftstellerin George Sand thematisierte und sich für Zulawskis Verhältnisse recht schicklich präsentierte. 

Inhalt: 

Im Sommer 1846 empfängt die Schriftstellerin George Sand (Marie-France Pisier) illustre Gäste auf ihrem Landsitz in Nohant-Vic. Während ihr langjähriger Geliebter Frédéric Chopin (Janusz Olejniczak) in seinem Zimmer seine neuesten Kompositionen spielt, treffen der Maler Eugène Delacroix (Féodor Atkine), die Opernsängerin Pauline Viardot (Noëmi Nadelmann), ihr Ehemann Louis (Serge Ridoux) und ihr Liebhaber, der russische Schriftsteller Iwan Turgenew (Serge Renko), ein. 
Unter den Gästen befinden sich auch Adalbert Grzymala (Roman Wilhelmi), ein Landsmann Chopins, die polnische Gräfin Laure Czosnowska (Grazyna Dylag) sowie Fernand de Préaulx (Gilles Détroit), der Verlobte von Georges Tochter Solange (Sophie Marceau), die über die Ankunft ihres Verlobten Fernand alles andere als begeistert ist, bevorzugt sie doch die Gesellschaft des sensiblen Chopin, der in ihr jedoch nur ein Kind sieht. 
Chopin, der an einer Lungenentzündung leidet und immer wieder Hustenanfalle bekommt, ist überzeugt, dass er bald sterben wird. Wie besessen spielt er auf seinem Klavier, um seine noch nicht fertiggestellten Werke zu vollenden. George hat jedoch von seinem ewigen Klavierspiel genug und will, dass er damit aufhört. Solange hingegen zeigt sich verständnisvoll, sei doch Chopin ein von Zweifeln geplagtes Genie. Wütend wirft sie ihrer Mutter schließlich deren zahlreiche Liebschaften vor, während sie bislang keine Liebe erfahren durfte. 
Während sich die anderen im Garten aufhalten, macht sich Solange zum wiederholten Mal an Chopin heran. Dieser weist sie jedoch zurück. Als Fernand schließlich abreist, trifft der junge Schriftsteller Alexandre Dumas (Redjep Mitrovitsa) ein. Nach seiner Abreise wagt Solange bei Chopin einen erneuten Annäherungsversuch. Chopin lässt sich schließlich von ihr küssen und will mit ihr weggehen. George, die zunächst eifersüchtig dazwischen geht, bittet Chopin, einen letzten Abend so zu tun, als wäre nichts gewesen, und für sie bis zur „Note bleue“ zu spielen… 

Kritik: 

Einmal mehr vereint Zulawski in seinem Film ein buntes, exaltiert aufspielendes Ensemble, das sich diesmal auf einem luxuriösen Landsitz verlustiert. Vor prächtigen Kulissen und schönen Landschaftsaufnahmen nimmt der polnische Filmemacher, der wie sein Landsmann Chopin von Polen nach Frankreich ausgewandert ist, die letzten Tage der komplizierten Beziehung zwischen der sozialkritischen Schriftstellerin George Sand (das Pseudonym der französischen Schriftstellerin Amantine Aurore Lucile Dupin de Francueil) und dem lebenslang an Tuberkulose erkrankten Komponisten Chopin als Aufhänger für ein gesellschaftskritisches Panorama, in dem alle Beteiligten sich fast ausschließlich um ihre eigenen Bedürfnisse kümmern und dabei eine muntere Swinger-Mentalität an den Tag legen. 
Natürlich kommt dabei auch mal nackte Haut zum Vorschein, im Vergleich zu Zulawskis früheren Werken aber sehr dezent inszeniert. Stattdessen schwelgt der polnische Filmemacher in bunten Kostümen und Kulissen, wobei er auch mit schönen Einfällen wie Puppen, die ihren menschlichen Vorbildern wie aus dem Gesicht geschnitten sind, und in jeweils komplett den Körper einhüllenden weißen und roten Gewändern durch die Szenerie schweifenden und tanzenden Gestalten überzeugt. Doch der bunte, oberflächliche Liebesreigen verblasst vor dem eigentlichen Höhepunkt des Films, der leidenschaftlichen Interpretation von Chopins Musik durch den polnischen Pianisten und Chopin-Darsteller Janusz Olejniczak

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