Top of the Lake

Mit gleich zwei Regie-Oscars (für „Das Piano“ und „The Power of the Dog“) zählt die neuseeländische Filmemacherin Jane Campion zu den erfolgreichsten Frauen im Filmgeschäft. Zwanzig Jahre nach ihrer ersten Oscar-prämierten Arbeit für „Das Piano“ (1993) kehrte sie in ihre Heimat zurück, um mit „Top of the Lake“ eine etwas andere Krimiserie zu drehen. 

Inhalt: 

Die zwölfjährige Tui (Jacqueline Joe) versucht, sich in der neuseeländischen Kleinstadt Laketop im See zu ertränken, kann im letzten Moment aber davon abgehalten werden und wird ins Krankenhaus gebracht. Dort stellt man fest, dass das junge Mädchen bereits im fünften Monat schwanger ist. Zufällig ist gerade die in Sydney arbeitende Polizistin Robin Griffin (Elisabeth Moss) vor Ort, die ihre krebskranke Mutter besucht und als Spezialistin für Kindesmissbrauch vom Jugendamt bei der „Southern Lakes Police“ zu dem Fall hinzugezogen. Zusammen mit dem örtlichen Polizeichef Al Parker (David Wenham) nimmt Robin die Ermittlungen auf, während Tui zurück zu ihrem Vater, dem örtlichen Drogenboss Matt Mitcham (Peter Mullan), gebracht werden soll. 
Der ist alles andere als erfreut darüber, dass der Immobilienmakler Bob Platt das am See liegende „Paradies“-Grundstück gegen Matts erklärten Willen an eine Frauengruppe verkauft. Der Kopf der Gruppe ist die androgyne GJ (Holly Hunter), die den in Containern hausenden desillusionierten Frauen Lebenshilfe gibt. Nachdem Tui folgenlos ihren Vater mit dem Gewehr bedroht hat, verlässt sie das festungsartige Haus ihres Vaters auf einem Pferd mit ihrem Hund, Gewehr und Munition und reitet zum Paradies-Grundstück. Den gastfreundlichen Frauen gegenüber offenbart Tui ihre Schwangerschaft und bleibt über Nacht. Am nächsten Tag ist sie spurlos verschwunden, der Hund ist wieder bei ihrem Vater und das Pferd wird ohne Reiterin auf der Straße gefunden. 
Auf der Suche nach Tuis Vater stoßen die Ermittler auf den Österreicher Wolfgang Zanic, der abgeschieden im Wald haust und bereits wegen Pädophilie vorbestraft ist. Robin argwöhnt, dass er Tui in seinem Keller versteckt hält. In seinem Haus im Wald findet Robin Fotos von Kindern in Trachtenkleidern, darunter auch Tui. Als Robin ihn dazu befragen will, bedroht er sie mit einem Gewehr und kann nur von Robins ehemaligem Freund Johnno (Thomas M. Wright) wieder beruhigt werden. Wenig später findet man nicht nur den Immobilienmakler ertrunken im See, sondern Zanic erhängt auf seinem Waldgrundstück. Beide Fälle werden von Parker als Selbstmord eingestuft, doch Robin erhält vom Pathologen Hinweise, dass es sich die Polizei hier zu leicht gemacht hat… 

Kritik: 

Zusammen mit ihrem Co-Autor Gerard Lee („Alle Männer sind Lügner“, „Breath“) hat Jane Campion mit „Top of the Lake“ eine Serie entwickelt, deren malerisch schönen Bilder von den Bergen und dem idyllisch gelegenen See trügerisch sind, denn vor dem Hintergrund dieser traumhaften Kulisse werden nicht nur schmutzige Drogengeschäfte getätigt, sondern auch systematisch Kinderprostitution betrieben. Als Sahnehäubchen gibt es Inzest und Korruption obendrauf. 
Doch Campion inszenierte „Top of the Lake“ nicht als reißerische Krimi-Action-Serie, sondern beleuchtet in langen Einstellungen und sorgfältigen Charakterisierungen die verschiedenen Teile der Gesellschaft, hier die vom Leben enttäuschten Frauen, die in einer Ansammlung von Containern wieder zu sich selbst finden wollen, dort die skrupellosen Machos, die ihre Lust auf junges Fleisch und Geld wie die Tiere befriedigen. 
Obwohl Campion und Lee mit diesen Figuren ordinäre Klischees zu bedienen scheinen, nehmen sie sich die Zeit, ihren Figuren Glaubwürdigkeit zu verleihen. Und mittendrin hält die nach Laketop zurückgekehrte Robin die Handlung zusammen, obwohl sie selbst ein traumatisches Erlebnis zu verarbeiten hat, das ihre neu entfachte Beziehung zu Johnno immer wieder zu einer Zerreißprobe werden lässt. 
Auch wenn es vordergründig um das Auffinden von Tui und der Identifizierung des Mannes geht, der sich an der 12-Jährigen vergangen hat, entwickelt die Serie ihre Stärken in den immer wieder humorvoll akzentuierten Figurenzeichnungen und den dunklen Geheimnissen, die nach und nach an die schicke Oberfläche des paradiesischen Fleckens Erde gespült werden. 

Kommentare

Beliebte Posts