Die Treue der Frauen

Madame de La Fayettes 1678 erschienener Roman „La Princesse de Clèves“ wurde bis heute in Frankreich bereits viermal verfilmt, aber sicher nie so erotisch und verstörend wie durch den polnischen Regisseur Andrzej Zulawski („Possession“, „Meine Nächte sind schöner als deine Tage“, „Die öffentliche Frau“). Mit „Die Treue der Frauen“ hat Zulawski seiner Muse Sophie Marceau nach „Liebe und Gewalt“, „Meine Nächte sind schöner als deine Tage“ und „Blue Note“ ein weiteres filmisches Denkmal gesetzt. 

Inhalt: 

Die junge und schöne Fotografin Clélia (Sophie Marceau) holt ihre Mutter (Magali Noël) zu sich nach Paris, um ihr im Alter und ihrer Krankheit zur Seite stehen zu können. Der Medienmogul Rupert MacRoi (Michel Subor) hat Clélia in die Redaktion seiner Boulevardzeitung geholt, um das ramponierte Image des Blattes aufzupolieren; er nutzt das Verhältnis allerdings auch schamlos aus, um die schöne Fotografin zudringlich zu werben. 
Bei einem Bummel durch die Stadt lernt sie den charmanten Clève (Pascal Greggory) kennen, der sich in Kürze mit einer reichen Frau verloben und eine Vernunftehe eingehen wird, um seine Familie vor dem finanziellen Bankrott zu retten und auch um eine eigene Familie zu gründen. Er ist sofort fasziniert von Clélia, schläft mit ihr und lässt seine Verlobung und die Zukunftspläne mit der Schwester seines Konzernchefs platzen. 
Nachdem Clélia und Clève geheiratet haben, nehmen sie Clélias stark angeschlagene Mutter bei sich auf, bis sie während einer Wochenendreise des Paars zu Bekannten stirbt. Clélias Kollege Némo (Guillaume Canet), ein ungehobelter, brutal wirkender Paparazzo, dessen drastische und reißerische Bilder die Auflage der Zeitung gesteigert haben, zieht ihre Aufmerksamkeit auf sich. Obwohl beide die Blicke nicht voneinander lassen können, und er in seinem Werben sehr direkt ist, widersteht sie ihm mit dem Eheschwur im Bewusstsein. 
Clève ahnt, dass es einen anderen Mann im Leben seiner Frau gibt, und ist tief verletzt. Obwohl er bereit ist, sie freizugeben, ist für Clélia das Eheversprechen bindend, also bleibt sie bei ihm, doch Clève gerät immer wieder aus der Fassung, verlangt schließlich Beweise für Clélias Untreue und lässt sie beschatten. Währenddessen gerät Némo, der einem internationalen Organhandel auf der Spur ist, mehrfach in Lebensgefahr. Als MacRoi Némos Recherchen veröffentlicht, wird der Medienmogul bei einem Attentat auf Némo getötet. MacRois Tochter Julia (Marina Hands), Clèves ehemalige Verlobte, übernimmt die Leitung des Konzerns und entlässt Clélia, die sich daraufhin in die Abgeschiedenheit einer Sekte zurückzieht… 

Kritik: 

Nach seinem exzentrischen, barocken und schwer zugänglichen Sittengemälde „Blue Note“ (1991) hat sich Andrzej Zulawski neun Jahre Zeit gelassen, um seine eigenwillige Literaturverfilmung von de La Fayettes Klassiker zu präsentieren, die für seine Verhältnisse recht konventionell ausgefallen ist, aber nach wie vor von gehetzten Figuren geprägt ist, die ihren Platz im Leben und in der Liebe nicht finden. Im Mittelpunkt von „Die Treue der Frauen“ steht eine begehrenswerte wie talentierte Fotografin, die von Männern jeden Alters begehrt wird und die sich immer wieder mal den einen Verehrern hingibt, sich den anderen aber verwehrt. 
Zulawski macht nicht deutlich, nach welchen Kriterien Clélia ihre Lover auswählt, warum sie Clève heiratet, obwohl sie ihn nicht begehrt, warum ihr der Eheschwur so wichtig ist. Sex ist auf jeden Fall wieder einmal omnipräsent in diesem Spätwerk von Zulawski, verkommt aber immer mehr zum offenbar provokativen Selbstzweck. Das emotionale Chaos, in dem sich seine Figuren bewegen, wird nie transparent, sondern demonstrativ ausgestellt, ohne zu überzeugen. 
Das ist zumindest von der Marceau überzeugend gespielt, toll fotografiert und von Zulawskis Stammkomponist Andrzej Korzynski betörend vertont, doch reicht das nicht, um aus „Die Treue der Frauen“ einen überzeugenden Film über die Kunst, das Leben, das Begehren und die Liebe zu machen.

Kommentare

Beliebte Posts