Fabio Montale

Jean Claude Izzos Marseille-Trilogie zählt zu den großen modernen Klassikern der französischen Kriminalliteratur, wobei der zweite Roman sogar mit dem Deutschen Krimi-Preis ausgezeichnet wurde. José Pinheiro, der mit Alain Delon bereits in den 1980er Jahren „Der Panther“ und „Panther II – Eiskalt wie Feuer“ realisiert hatte und ab den 1990er Jahren nur noch fürs Fernsehen arbeitete, setzte die Marseille-Trilogie zwischen 2001 und 2003 in drei Spielfilmen um, die vor allem durch den bereits sichtlich gealterten Alain Delon und die vielschichtigen Bilder von Marseille punkten. 

Inhalt: 

Als Fabio Montale (Alain Delon) als Kind mit seiner Familie aus Italien ins französische Marseille ausgewandert ist, verbrachte er seine Kindheit und Jugend mit seinen ebenfalls italienisch-stämmigen Freunden Ugo (Jean-Francois Garreaud) und Manu. Doch als der Mafioso Battisti versuchte, das Trio für seine Zwecke anzuwerben, gerieten die Dinge außer Kontrolle. Bei einem Überfall auf eine Apotheke haben sie den Apotheker so schwer verletzt, dass er zum Krüppel wurde. Daraufhin trennten sich die Wege der drei Freunde. Ugo floh in die USA, Fabio ging zur Polizei, nur Manu ließ sich mit Battisti ein und bezahlte diese Entscheidung nun mit seinem Leben. Als Ugo in der ersten Folge „Rache für Leila“ nach Marseille zurückkehrt, um den Tod seines Freundes zu rächen, wird er nach dem geglückten Attentat selbst auf offener Straße – von Polizisten – erschossen. Fabio beginnt gemeinsam mit seinem loyalen Kollegen Loubet (Eric Defosse) mit den Ermittlungen, die vor allem in den eigenen Reihen zusammenführen. Als dann noch die Geliebte seines Polizeikollegen Thierry Peyrol (Cédric Chevalme), die Jurastudentin Leila (Kahena Saighi) vergewaltigt und ermordet in der Nähe von Cassis gefunden wird, beschließt Peyrol, den Mörder zu finden und umzubringen, wovon ihn Fabio im letzten Moment abhalten kann. Vor allem Montales ehemalige Geliebte, die investigative Journalistin Babette (Elena Sofia Ricci), bringt die Ermittler auf die richtige Spur… 
In „Der Sohnmörder“ untersucht Montale das Verschwinden des Sohnes seiner Cousine, der unglücklicherweise Zeuge eines Mordes an einem Archäologen und Historiker wurde, der über der Wohnung wohnte, in der der Junge mit seiner Freundin gerade sein erstes Mal erleben durfte. 
Und in der abschließenden Folge „Blutiges Finale“ ist die Journalistin Babette mit ihren Recherchen so tief in die Machenschaften der Mafia vorgedrungen, dass die in die Enge getriebenen Kriminellen alle zu töten beginnen, die Fabio Montale nahestehen, bis Babette das belastende Material herausrückt. Da Montale bereits in Rente ist und seinen Ruhestand mit der Kneipe verbringt, die er von seinem Freund Fonfon (Georges Neri) übernommen hat, ist Montales attraktive Nachfolgerin Hélène Pessayre (Mathilda May) mit von der Partie… 

Kritik: 

Sowohl Jean Claude Izzo als auch Regisseur José Pinheiro bringen in der Marseille-Trilogie die schönsten und die schlimmsten Seiten der beeindruckenden Küstenstadt zur Geltung, die 1971 bereits Schauplatz von William Friedkins Klassiker „French Connection“ gewesen ist. Auch wenn die drei aufeinander aufbauenden Spielfilme konventionell inszeniert worden sind und nie das Format einer Kinoproduktion erreichen, überzeugen vor allem die Atmosphäre und das von Alain Delon angeführte Ensemble. 
Im Gegensatz zu vielen seiner früheren Filme darf Delon hier den aufrecht gegen die Korruption in den eigenen Reihen kämpfenden Kommissar verkörpern, der sich bereits auf seinen Ruhestand im alten Haus seines Vaters mit Blick auf den Hafen vorbereitet und immer wieder die Bekanntschaft von schönen und interessanten Frauen macht bzw. die langjährige Bekanntschaft mit ihnen genießt. Während Delon den charmanten, aber beharrlich ermittelnden Kommissar verkörpert, sind die weithin einflussreich agierenden Bösewichter genrekonform sehr eindimensional gezeichnet, aber auch der Plot bietet hier wenige Überraschungen oder Spannungsmomente. 
Der Reiz der Trilogie liegt in den mannigfaltigen Facetten, die Regisseur Pinheiro rund um Marseille einfängt, von der malerischen Küste über die gemütlichen Cafés bis zu den tristen Arbeitsräumen im Polizeirevier und den heruntergekommenen Absteigen, in denen die Protagonisten teilweise hausen. „Fabio Montale“ bietet gut gespielte, routiniert inszenierte Krimi-Kost, die vor allem für Delon-Fans reizvoll ist. 

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