In the Land of Saints and Sinners
Robert Lorenz hat sich seit 2002 als langjähriger Produzent von Clint-Eastwood-Filmen wie „Blood Work“, „Mystic River“, „Million Dollar Baby“, „Gran Torino“ und „J. Edgar“ hervorgetan, bevor er 2012 sein Regiedebüt mit dem Sportler-Drama „Back in the Game“ – natürlich mit Clint Eastwood in der Hauptrolle – vorlegte. Seither ist es ruhiger um ihn geworden, ehe er 2021 mit Alt-Action-Star Liam Neeson („96 Hours“, „Non-Stop“) den Action-Film „The Marksman“ realisierte. Die Zusammenarbeit erwies sich immerhin als so fruchtbar, dass Lorenz und Neeson zwei Jahre darauf „In the Land of Saints and Sinners“ nachlegten.
Inhalt:
1974 in der irischen Grafschaft Donegal. Der in die gekommene Ex-Soldat Finbar Murphy (Liam Neeson) hat sich ein ruhiges Leben in einer kleinen irischen Küstenstadt aufgebaut und führt für den gut vernetzten Vermittler Robert (Colm Meaney) Auftragsmorde aus. Doch nun will er den fragwürdigen Job, bei dem er seine Opfer ihre Gräber selbst ausheben lässt und nach getaner Arbeit ein Bäumchen in die Erde des Grabes pflanzt, an den Nagel hängen und sich mit Unterstützung seiner ebenfalls verwitweten Nachbarin Rita (Niamh Cusack) einen Garten anlegen.
Robert ist von Finbars Plänen alles andere als begeistert, zumal ihm nun nur noch der junge, übereifrige Kevin (Jack Gleeson) zur Verfügung steht. Doch als Finbar mitbekommt, dass die Tochter (Michelle Gleeson) der alleinerziehenden Pub-Wirtin Sinéad (Sarah Greene) von ihrem „Onkel“ Curtis (Desmond Eastwood) missbraucht wird, macht Finbar mit ihm kurzen Prozess, wobei ihm Kevin überraschenderweise aus einem Versteck heraus Hilfestellung leistet.
Curtis‘ Verschwinden bleibt jedoch nicht unbemerkt, denn der Tote war der Bruder der landesweit gesuchten IRA-Terroristin Doireann (Kerry Condon), die sich mit ihren zwei Komplizen in einer Hütte in der Nähe von Sinéads Wohnwagen versteckt hält, nachdem sie in Dublin bei einem Autobombenanschlag ungeplant auch drei Kinder mit in die Luft gejagt haben. Mit ihren beiden Komplizen macht die eiskalte Terroristin Jagd auf den Mörder ihres Bruders…
Kritik:
Zwar ist der irische Schauspieler Liam Neeson („Rob Roy“, „Schindlers Liste“) seit seinem Erfolg in der von Luc Besson produzierten Trilogie „96 Hours“ in fortgeschrittenem Alter vor allem in Action-Reißern zu sehen, doch gelegentlich darf der Mime auch noch seine darstellerischen Qualitäten in ruhigeren Produktionen unter Beweis stellen, wie in dem schicken, aber belanglosen Period-Krimi-Drama „Marlowe“ oder in dem fesselnden Biopic „The Secret Man“, in dem Neeson den Whistleblower Mark Felt verkörperte, der unter dem Namen „Deep Throat“ den Journalisten Bob Woodward und Carl Bernstein dabei half, im Jahr 1974 den Watergate-Skandal aufzudecken. Verhältnismäßig ruhig geht es auch in „Saints & Sinners – Heilige und Sünder“ – so der deutsche Titel – zu, wenn Neeson zwar einen Auftragsmörder verkörpert, aber nur sehr wenig zu tun bekommt. Seine Figur ist zwar auch damit beschäftigt, den Verantwortlichen für die Misshandlung der kleinen Moya zur Rechenschaft zu ziehen, doch als herauskommt, dass er damit gesuchte IRA-Terroristen auf seine Fährte geführt hat, sind es eher die taffe Gruppenführerin Doireann und Finbars jüngerer Kollege Kevin, die die Handlung vorantreiben.
Aber auch Finbars Freund, der Dorfpolizist Vincent O'Shea (Ciarán Hinds), mit dem er regelmäßig um die Wette schießt (und dabei stets die Oberhand behält) und Auftragsvermittler Robert mischen auf bedächtige Weise mit. So entwickelt sich im Irland Mitte der 1970er Jahre ein klassisches Western-Szenario, bei dem der Saloon durch einen Pub ergänzt wird, die Rollen aber ähnlich wie im Western verteilt sind.
Die IRA-Thematik spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Überraschungen oder sonstige inszenatorische Kniffe darf man hier nicht erwarten, aber „Saints & Sinners“ ist toll gespielt und routiniert inszeniert und gehört so zu den besseren Liam-Neeson-Streifen in letzter Zeit, auch wenn der prominente Hauptdarsteller nur eine solide Performance abliefert.
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