Meine Nächte sind schöner als deine Tage

Seit seinem gefeierten Drama „Nachtblende“ (1975) mit Romy Schneider in der Hauptrolle drehte der polnische Filmemacher Andrzej Żuławski vor allem in Frankreich erotische Dramen, mit denen er die existentiellen Abgründe der menschlichen Psyche ausleuchtet. Nach dem skandalumwitterten Horror-Drama „Possession“ (1981), der Hauptdarstellerin Isabelle Adjani einen César einbrachte, sorgten vor allem seine beiden mit Sophie Marceau inszenierten Erotik-Dramen „Liebe und Gewalt“ (1985) und „Meine Nächte sind schöner als deine Tage“ (1989) für Gesprächsstoff. 

Inhalt: 

Der Informatiker Lucas (Jacques Dutronc) darf sich eigentlich über den Erfolg seiner Entwicklung für eine neue Programmiersprache für Computer freuen, doch dann erfährt er, dass er ein nicht behandelbares Virus im Gehirn hat, das schon sehr bald zu seinem sicheren Tod führen wird. Bis dahin verliert er zunehmend sein Gedächtnis und sein Sprachvermögen. Bevor ihn dieses Schicksal ereilt, forciert er in jeder Hinsicht seine Kommunikation, damit er möglichst vielen Menschen im Gedächtnis bleibt. 
Als er eines Tages in einem Café die junge und überaus attraktive Hellseherin Blanche (Sophie Marceau) kennenlernt, verfällt er ihr augenblicklich und folgt der verheirateten Frau nach Biarritz, wo sie umjubelte Auftritte absolviert und die beiden einige Tage voller Leidenschaft am Meer verbringen. Er wohnt in der Luxussuite eines Hotels, wo ihn Blanche besucht. 
Zuerst nächtigen sie im selben Bett, später werden sie zu einem Liebespaar. Blanche empfindet beim Frühstück eine Bemerkung von Lucas als schlechten Witz. Später wird ihr klar, dass sich auf diese Weise die Krankheit bemerkbar macht, die ihrem Geliebten zunehmend die (Selbst-)Kontrolle raubt und ihn in den Wahnsinn treibt… 

Kritik: 

Ähnlich wie Romy Schneider, die mit ihrem selbstgewählten Exil in Frankreich ihrem biederen „Sissi“-Image entfliehen wollte, musste „La Boum“- Star Sophie Marceau darum kämpfen, ihr Teenie-Schwarm-Image loszuwerden. Da halfen ihr nicht nur teilweise recht freizügige Rollen in Filmen wie „Fröhliche Ostern“ (1984), „Der Bulle von Paris“ (1985) und „Abstieg zur Hölle“ (1986), sondern auch ihre Darstellungen in Filmen von Andrzej Żuławski, dessen Freundin sie mit gerade mal 18 Jahren wurde. 
In der Verfilmung von Raphaële Billetdoux‘ Roman „Mes nuits sont plus belles que vos jours“ spielt die Handlung nur eine Nebenrolle, bildet den bizarren Rahmen für eine noch bizarrere Liebesgeschichte. Die kommt in Zulawskis Drama recht triebgesteuert zum Zuge. Es bleibt ein Rätsel, warum eine attraktive Frau wie Blanche, die rund um ihre dysfunktionale Mutter über einen imponierenden Hofstaat und einen älteren Ehemann verfügt, einem von Beginn ihres Kennenlernens so wirr sprechenden, fast schon verwahrlost aussehenden Mann wie Lucas verfällt, aber Zulawski geht es auch nicht um traditionell entwickelte Beziehungen, sondern um das Gewicht der Sprache für die Abbildung der Persönlichkeit. Die drückt sich in „Meine Nächte sind schöner als deine Tage“ aber nicht nur in einer schwer verständlichen Sprache, sondern in vielen Szenen aus, in denen Sophie Marceau ihren mehr als ansehnlichen Körper zur Schau stellen darf. Das sieht in den mondänen Kulissen eines Luxus-Hotels am Meer sehr gediegen aus, verströmt aber nur den Charme eines zahmen Soft-Pornos mit intellektuellem Anstrich. 

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