The Boss of It All
Seit seinem internationalen Erfolg mit dem Musical-Drama „Dancer
in the Dark“ (2000) hat der dänische Enfant terrible Lars von Trier stets mit
international prominenten Darstellern gearbeitet, wobei nicht nur in seinen berühmten
„Golden Heart“-Filmen „Breaking the Waves“ und „Dancer in the Dark“, sondern
auch in den beiden „Amerika“-Werken „Dogville“ und „Manderlay“ Frauen in den
tragenden Rollen zu sehen waren. Mit der Büro-Satire „The Boss of It All“
kehrte von Trier 2006 wieder zu seinen Dogma-Prinzipien und zu männlichen
Hauptdarstellern zurück.
Inhalt:
Ravn (Peter Gantzler) ist Eigentümer einer kleinen dänischen
IT-Firma. Gegenüber seinen Angestellten gibt er sich als Stellvertreter des von
ihm erfundenen „Direktøren for det hele“ aus, des Chefs des Ganzen, der in den
USA lebe. So kann der konfliktscheue, bei der Belegschaft als Knuddelbär
beliebte Ravn unpopuläre Entscheidungen auf seinen „Chef“ abschieben. Dazu
gehört der geplante baldige Verkauf der Firma, samt Kündigung nahezu aller
Mitarbeiter.
Weil der Käufer, der Isländer und Dänenhasser Finnur (Friðrik Þór Friðriksson), das Geschäft mit dem „richtigen“ Eigentümer und nicht mit dem Stellvertreter Ravn abschließen will, engagiert Ravn den arbeitslosen Schauspieler Kristoffer (Jens Albinus) für den Auftritt und stattet ihn mit einer Prokura aus. Doch durch ein Missgeschick bekommen nach der ersten Verhandlung auch die Mitarbeiter den „Chef“ zu sehen. Ravn kommt nicht umhin, Kristoffers Aufgabe zu erweitern: Dieser soll eine Woche lang in der Firma Präsenz zeigen.
Weil der Käufer, der Isländer und Dänenhasser Finnur (Friðrik Þór Friðriksson), das Geschäft mit dem „richtigen“ Eigentümer und nicht mit dem Stellvertreter Ravn abschließen will, engagiert Ravn den arbeitslosen Schauspieler Kristoffer (Jens Albinus) für den Auftritt und stattet ihn mit einer Prokura aus. Doch durch ein Missgeschick bekommen nach der ersten Verhandlung auch die Mitarbeiter den „Chef“ zu sehen. Ravn kommt nicht umhin, Kristoffers Aufgabe zu erweitern: Dieser soll eine Woche lang in der Firma Präsenz zeigen.
Der Schauspieler begreift seinen Auftrag als einen
künstlerischen und spielt die Rolle gemäß der Theatertheorie des von ihm
verehrten (fiktiven) Antonio Stavros Gambini, des Autors absurder Dramen wie
„Stadt ohne Schornsteine“ und „Die gehängte Katze“, der den Ausspruch prägte
„Das Theater beginnt dort, wo das Theater endet.“ Bei Sitzungen mit den
Mitarbeitern gibt sich Kristoffer wortkarg, denn vom Geschäft hat er keine
Ahnung. Bald durchschaut ihn die Personalverantwortliche Lise (Iben Hjejle) und
drängt ihn zum Verkehr auf dem Schreibtisch, weil sie frühere Andeutungen des
„Chefs“, schwul zu sein, bezweifelt.
Wie sich herausstellt, beeinflusst Ravn
seit langem die einzelnen Mitarbeiter mit persönlich gehaltenen E-Mails vom
„Chef“. An die Sekretärin Heidi A. (Mia Lyhne) hat er einst sogar einen
Heiratsantrag gerichtet, den Kristoffer nun bejaht. Kristoffers Verhalten
gefährdet Ravns Pläne, dieser muss seinen Strohmann bei Treffen auf „neutralem
Boden“ immer wieder auf Kurs bringen. Über das Spiel Bescheid weiß zudem Kristoffers
Ex-Ehefrau Kisser (Sofie Gråbøl), die als Anwältin Finnur vertritt. Nachdem
Kristoffer die Belegschaft über sein Vorhaben mit der Firma unterrichtet hat,
erträgt er ihren Zorn nicht lange und erfindet einen „Chef des Chefs des
Ganzen“. Prompt ist er so beliebt wie Ravn, doch auch diese Finte verfängt
nicht auf Dauer…
Kritik:
„The Boss of It All“ darf nach „Epidemic“ und „The Five
Obstructions“ als weiterer Versuch des dänischen Filmemachers Lars von Trier
angesehen werden, seine Art der Kunst zu erklären, wenn er aus dem Off erklärt,
was das Publikum in den folgenden Szenen erwartet. Dazu sorgen die Rolle des
Schauspielers als Schauspieler wie im Film-im-Film-Konzept dafür, eine Metaebene
zu thematisieren, die hier durch den ständigen Verweis auf die Theorien des
fiktiven Autors Antonio Stavros Gambini ins Spiel gebracht wird.
Von Trier hat
diesen kleinen Film mit einfachen Mitteln umgesetzt, wobei Kameraeinstellungen
und Schnitte teilweise von einem Computer generiert wurden, was ungewöhnliche Perspektiven
erzeugt, aber keine Nähe zu den Figuren zulässt.
„The Boss of It All“ wirkt wie
eine unausgereifte Mischung aus von Triers eigener Mystery-Soap „Geister“ und
Büro-Satiren wie „The Office“ und „Stromberg“, wobei weniger die Beziehungen
der Mitarbeiter im Vordergrund stehen, sondern die komplizierten Beziehungen
zwischen Dänen und Isländern und Machtstrukturen in der Wirtschaft.
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