In the Mood for Love

Mit seinem 1997 inszenierten, überwiegend in Argentinien spielenden Film „Happy Together“ (1997) hat Wong Kar-Wai erfolgreich den Sprung vom episodenhaften, hektisch geschnittenen und farbdramaturgisch ausgefallenen Ensemble-Schicksalen zu einer melancholischen Erzählweise absolviert, die sich auf zwei Figuren und ihre schwierige Beziehung zueinander fokussiert. Mit seinem 2000 entstandenen Liebesfilm „In the Mood for Love“ hat Wong Kar-Wai schließlich sein Meisterstück vorgelegt und eine ungewöhnlich zarte Liebesgeschichte inszeniert, die an dem Bruch zwischen Wunsch, Tradition und Wirklichkeit nicht auseinanderzubrechen droht, bevor sie überhaupt begonnen hat.

Inhalt:
Hongkong, 1962. Zeitungsredakteur Chow Mo-wan (Tony Leung Chiu-wai) zieht mit seiner Frau in ein Haus der Shanghai-Community. Am selben Tag zieht Li-zehn (Maggie Cheung) mit ihrem Mann in eine benachbarte Wohnung von Frau Suen (Rebecca Pan). Ihre Ehepartner bekommen Chow und Li-zhen kaum zu sehen – Chows Frau übernimmt in einem Hotel meist die Nachtschichten, Li-zhens Mann ist oft wochenlang auf Geschäftsreisen -, so dass sie sich immer wieder auf dem Weg zur oder von der Arbeit über den Weg laufen und schließlich anfangen, Zeit miteinander zu verbringen. 
Schließlich können sie ihre Augen nicht mehr vor der Tatsache verschließen, dass ihre Ehepartner eine Affäre miteinander haben, doch auch wenn sie sich heimlich öfter treffen und gemeinsam an Martial-Arts-Geschichten in einem Hotelzimmer schreiben, trauen sie sich nicht, die tieferen Gefühle, die sie füreinander zu empfinden beginnen, auch auszuleben…

Kritik:

Bereits mit dem irreführend „Happy Together“ betitelten Vorgängerfilm hat Wong Kar-Wai das Scheitern einer Liebesbeziehung thematisiert, doch war die Beziehung zwischen den beiden jungen Männern, die in Argentinien auf eine Wiederbelebung ihrer Liebe gehofft haben, von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Bei „In the Mood of Love“ sind die Vorzeichen genau umgekehrt. 
Hier bahnt sich mit dem gleichzeitigen Einzug von Chow Mo-wan und Li-zhen in benachbarte Wohnungen erst eine Liebesbeziehung an. Ihre jeweiligen Ehepartner bekommen wir nie zu sehen, nur zu hören, und im Verlauf der Geschichte sind sie einfach verschwunden, werden nicht mehr thematisiert, auch weil es den beiden Betrogenen zu unangenehm ist, voreinander einzugestehen, dass sie von ihren Partnern so vorgeführt werden. Interessanterweise stürzen sich die beiden nicht ebenfalls in eine Affäre, vermeiden es, nicht zum Gegenstand von Getuschel und Gerüchten zu werden. 
So warten sie nach einem gemeinsam verbrachten Abend so lange, bis ihre Vermieterfamilien mit dem Mah-Jongg-Spielen fertig sind und sich zur Ruhe begeben haben, ehe Li-zhen auf ihr eigenes Zimmer geht. Doch so vertraut und nah miteinander Chow und Li-zhen auch sind, so sehr sie sich alles anvertrauen und zärtliche Gefühle füreinander entwickeln, wollen sie doch nicht so treulos wie ihre Partner agieren, versagen sich so ihr eigenes Glück. 
Wong Kar-Wai hat diese unvollkommene Liebesgeschichte einmal mehr mit grandiosen Bildern von Christopher Doyle (und zwei zusätzlichen Kameraleuten) eingefangen und mit einem großartigen Soundtrack versehen, aus dem sich das von Shigeru Umebayashi komponierte „Yumeji’s Theme“ wie ein Leitmotiv durch den Film zieht und von zeitgenössischer chinesischer Folklore und drei spanischen Liedern von Nat King Cole ergänzt wird.
Bryan Ferrys Coverversion von „In the Mood fo Love“ durfte als Titelgeber für den Film fungieren, der den Geist einer anderen Zeit atmet und die an sich perfekte Beziehung ohne Sex thematisiert. Das Hotelzimmer mit der Nummer 2046, in dem Chow und Li-zhen ihre Martial-Arts-Geschichten tauchen ebenso wie Chow und einige Musikstücke im nachfolgenden Film von Wong Kar-Wai auf: „2046“.

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